Beschreibung
Nach Abschluss des Kongresses 2022 können wir Ihnen folgende Materialien zur Verfügung stellen:
Schauen Sie sich gern in unserem Youtubekanal um. In der Playlist ISI-Kongress 2022 finden Sie Interviews, den Vortrag und viele weitere Beiträge.
Kongress 2022: Dr. Christoph Hutter: Vortrag „Kreativität als Wegweiser ins Leben – a life worth wanting“ Folien
Kongress 2022: WS 1 Dr. Christoph Hutter: Was hält sind die Beziehungen
Kongress 2022: WS 2 Laura Witt: Das Gute bestimmt den Menschen
Kongress 2022: WS 5 Anatoli Pimenidou, Dr. Dorothee Wienand-Kranz: Durch die Klimakrise zur Transformation
Kongress 2022: WS 14 Klaus Obermeyer: „Voll daneben“ Handout
Kongress 2022: WS 14 Klaus Obermeyer: „Voll daneben“ Text: Lob des Zweifels (Brecht)
Kongress 2022: WS 14 Klaus Obermeyer: „Voll daneben“ Thesen
„Was uns trotz allem ins Leben zieht. Kreativität als Verantwortung“
Viele Menschen äußern sich leichter zu dem, was sie nach unten zieht und beschwert. Diese Liste könnte schnell sehr lang werden. Klimawandel und
Umweltkatastrophen, Corona-Pandemie, die politischen Bedrohungen, der Hunger und die Armut in der Welt, Unterdrückung und Menschenrechtsverletzungen, Flucht und Krieg. Jedes dieser Themen hat ein ungeheures Gewicht und ist zu würdigen.
Angesichts der globalen Themen erscheinen die Beschwernisse, in die wir vor Ort verwoben sind kleiner und doch wiegen sie nicht weniger schwer auf dem Hintergrund unserer persönlichen Betroffenheit: Krankheit, Verlust von lieben Menschen, die Unsicherheit des Arbeitsplatzes, die Folgen der Inflation, der Verlust von freundschaftlichen Beziehungen und emotionaler Eingebundenheit, die Spaltungen durch unterschiedliche Positionierungen bis in Freundschaft und Familie.
Doch wie sieht es mit den Kräften aus, die den Beschwernissen entgegenstehen, die uns Lust zum Leben machen, die uns erfreuen und mit Wärme erfüllen – kurz: die uns ins Leben ziehen? Sie scheinen so viel schwerer in den Blick zu kommen und sind so viel flüchtiger. Mit diesem Kongress wollen wir uns diesen Fragen zuwenden – trotz allem.
Wenn wir den Überlegungen des Hauptvortrages von Christoph Hutter folgen, interpretiert er die augenblickliche Krise nach dem status nascendi im Übergang zur Kreativität. Zweifellos will sich die Erleichterung noch nicht so richtig einstellen und so hat uns bewegt, ob es so etwas wie eine Verantwortung zur kreativen Gestaltung gibt. In der Tat hat die Psychodrama-Theorie eine Menge dazu zu sagen, wie kreative Gestaltung genutzt und verstanden werden kann. Ebenso sind weitere Referenztheorien hinzuzuziehen, die in eine ähnliche Richtung weisen.
Wenn wir diesem Faden weiter folgen, gilt es durchzudeklinieren, wie (szenisch-)kreative Gestaltung in Arbeitsprozessen, in Supervision und Coaching eingesetzt werden und gelingen kann. Wie ist Überforderung und Mutlosigkeit so entgegenzutreten, dass das Leben und Arbeiten wieder lebens- und lohnenswert erscheint?
Können wir die Kräfte identifizieren, die wir nicht nur in uns mobilisieren sondern die uns ins Leben ziehen, ja die uns als Resonanz entgegenkommen. Das ist kein flacher und einliniger Prozess. Er wird sich oft in Spannung zwischen Sturm und Drang und Widerstand abspielen. Das wird mit unserer Bewußtheit wahrgenommen, handelnd erfahren und über unsere soziale Einbindung relevant und sichernd erlebt.
Menschen, die am ISI eine Weiterbildung beginnen, tun dies zumeist mit der Hoffnung sich ein neues berufliches Standbein zu erarbeiten. Sie wagen sich heraus aus gewohnten Routinen und lassen sich verunsichern von neuen Erfahrungen, Methoden und Theorien, zumeist um andere Menschen zu begleiten in ihren Fragen und Umbruchprozessen. Diese Erfahrungen helfen zugleich zu einem neuen Standing in der eigenen professionellen Arbeit.
Was uns als Krise entgegenkommt, will mit der Kraft des neuen Anfangs in Berührung kommen. Können wir Beratung und Therapie als Erfahrung konzipieren, die ins Leben zieht? Können Herausforderungen verstanden werden als Stolpersteine, an denen wir wachsen können? Können die Erfahrungen der Unvollkommenheit zu einer Chance werden, um den Horizont zu erweitern und sich auf den Weg zu einer aktiven Gestaltung eines lebenswerten Lebens zu machen?
Wenn wir zurückschauen, werden wir an Erfahrungen erinnert, die uns resignieren lassen wollten, die uns als Scheitern erschienen oder uns ohnmächtig und aussichtlos fühlen ließen, bis uns eine Begegnung, eine Erkenntnis, ein Wort, eine Berührung, wieder in Kontakt mit dem gebracht hat, was wertvoll und lebenswert erscheint und uns wieder neu das Lächeln gelehrt hat. Damit wird Geschichte erfahrbar als Raum des Vertrauens in die Welt.
Nicht zuletzt wollen wir im Rahmen dieses Kongresses unseren eigenen Weg als Weiterbildungsinstitut thematisieren. Das ISI wird 20. Dieses Jubiläum wollen wir mit Ihnen feiern. Bereits im letzten Jahr hat sich das ISI zur Partnerschaftsgesellschaft gewandelt: ISI – Grapentin und Partner. Damit ist ein wichtiger Schritt zum Erhalt des Institutes gemacht worden. Auch das wollen wir Feiern. Ende diesen Jahres wird das Institut dann komplett in die Hände der neuen Gesellschafter Alfred Hinz und Christa Meyer-Gerlach übergehen.
Wir freuen uns, wenn Sie dabei sind.
Im Namen des Vorbereitungskreises
Christa Meyer-Gerlach, Paul Gerhard Grapentin, Dr. Christoph Hutter
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Bitte beachten Sie:
Während dieser Veranstaltung werden Foto- und/oder Filmaufnahmen (inklusive Ton) angefertigt. Mit Ihrer Teilnahme erklären Sie sich damit einverstanden. Sollten Sie Aufnahmen Ihrer Person ablehnen, sprechen Sie uns bitte im Tagungsbüro an. Vielen Dank.
Programm im Überblick
Freitag, 10. Juni 2022
15:00 Uhr |
Anreise und Anmeldung im Tagungsbüro |
16:00 Uhr |
Begrüßung: Paul Gerhard Grapentin |
16:15 Uhr |
Grußwort von Dr. Annette Mulkau (Vorstandsvorsitzende der DGSv) |
16:20 Uhr |
Grußwort von Rebecca Naumann (DFP) |
16:24 Uhr |
Grußwort von Beatrix Reimann (DGfB) |
16:27 Uhr |
Grußwort von Dr. Dorothee Wienand-Kranz (AGHPT) |
16:30 Uhr |
Einstimmung: Bodo Guse, Valeria Schulz |
17:00 Uhr |
Hauptvortrag: Dr. Christoph Hutter Kreativität als Wegweiser ins Leben – a life worth wanting
Auch wenn wir es nicht mehr hören können, Corona sitzt uns immer noch in den Knochen. Aber was zieht einen nach einer heftigen Krise trotz allem wieder zurück ins Leben? Für die Psychodramatheorie ist diese Frage ein klarer Fall für den kreativen Zirkel. Er ist nicht nur ein Erklärungsmodell für die größeren und kleineren Umbrüche des Lebens, sondern er beschäftigt sich ausdrücklich auch damit, wie man sie hinter sich lässt.
Krisen brauchen eine doppelte Antwort: Akzeptanz und Widerstand, sich fügen und sich auflehnen, trauern und zurück ins Leben gehen. Erst beides zusammen nennt die Psychodramatheorie Kreativität. Vielleicht ist dieses „und“ das, was uns gesellschaftlich gerade verloren geht. Darum wird es der Fokus im ersten Teil des Vortrags.
Der zweite Teil der Überlegungen fragt nach dem Weg aus der Krise. Moreno ist überzeugt davon, dass dieser nur gelingen kann, wenn es ein Ziel gibt, das es wert ist, wieder aufzustehen und loszugehen. In Auseinandersetzung mit der Philosophin Martha Nussbaum und der Sexualtherapeutin Peggy Kleinplatz kommt diese zweite Seite der Kreativität in den Blick. weiterlesen… Mit szenischer Verarbeitung im Plenum: Bodo Guse, Valeria Schulz |
19:30 Uhr |
Ausklang des Tages: Christa Meyer-Gerlach, Karin Heming |
Samstag, 11. Juni 2022
10:00 Uhr |
Workshop 1–7 (siehe unten) |
13:00 Uhr |
Mittagspause |
14:00 Uhr |
Workshop 8–14 (siehe unten) |
17:00 Uhr |
Schlussakkord: Bodo Guse, Valeria Schulz |
18:00 Uhr |
Ende |
19:00 Uhr |
Alle Kongressteilnehmenden sind eingeladen zum Jubiläumsfest: 20 Jahre ISI – und kein Ende mit festlichem Buffet, Programmüberraschungen und Tanz mit DJ Nause. Fragen zum Programm an Karin Heming und Bodo Guse. Wir freuen uns auf Sie.
Falls Sie sich fragen, ob Sie uns etwas schenken können, weisen wir Sie gerne auf unsere Spendenaktion für die UNO-Flüchtlingshilfe UNHCR hin. Ein Spendengefäß wird vor Ort sein. Überweisungen auf unser Konto bitte mit dem Stichwort: UNO-Flüchtlingshilfe. Vielen Dank.
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Samstagvormittag, 10:00–13:00 Uhr
parallele Workshops Nr. 1 – 7
WS 1 Raum 13.01.26, (25) belegt.
Dr. Christoph Hutter
Das was hält sind die Beziehungen! – Eine kleine Landkarte der Soziometrie
Die Forschung ist eindeutig. Der am besten belegte Wirkfaktor ist die Beziehung. Sie ist das Fundament jeder Beratung, jeder Supervision, jeder Therapie
und jedes Coachings. Die Bindungstheorie ist nicht umsonst zu einer der wichtigsten psychologischen Zugänge zum Menschen geworden.
Auch von Philosoph:innen ist die Position so oder ähnlich immer wieder formuliert worden. „Der Mensch lebt in seiner eigenen Haut aber zu existieren beginnt er nur durch den Blick anderer“. Und: Diese Sehnsucht wertschätzend wahrgenommen und gespiegelt zu werden ist „der Sauerstoff der Seele“, so schreibt exemplarisch Tzvetan Todorov.
Im psychodramatischen Verfahren kreist die Soziometrie um all diese Fragen nach der Bindung und Einbindung, nach der gegenseitigen Beeinflussung von Menschen und dem was sie in der Begegnung miteinander erleben. Theoretisch kann die Bedeutung der Soziometrie gar nicht hoch genug angesehen werden. Es gibt sogar Kolleg:innen, die behaupten die Soziometrie sei der heimliche Kern des Psychodramas.
Umso erstaunlicher ist es, dass die Soziometrie so oft aus dem Blick gerät. Dann werden soziometrische Fragen entweder überhaupt nicht verfolgt, oder sie werden sehr schematisch abgehandelt.
In diesem Workshop werden wir eine kleine Landkarte der Soziometrie kennenlernen. Der Bogen beginnt bei Morenos Texten, in denen er dafür wirbt, jedem Menschen einen Platz zu ermöglichen, „der seinem Herzenswunsche gleicht“ und bei seiner soziometrischen Praxis in einem Flüchtlingslager. Er geht weiter über die wichtigsten soziometrischen Begriffe, mit deren Hilfe wir Prozesse planen und verstehen können. Schließlich werden wir soziometrische Arbeitsformen ausprobieren, die den alltäglichen Werkzeugkoffer ergänzen können. Ganz im Sinne des Mottos: Mehr Soziometrie wagen!
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WS 2 Raum 13.01.15, (15)
Laura Witt
Das Gute bestimmt den Menschen
Um Widerstandskräfte zu mobilisieren und den Wirrnissen des Lebens zu begegnen, braucht es ein gutes Miteinander, soziales Verständnis und
Perspektivwechsel.
Wie können wir komplexen sozialen Problemen begegnen? Eine Antwort könnte sein: mit Empathie.
Wenn menschliche Beziehungsverhältnisse auf dem Prüfstand stehen und Krisen zu herausfordernd erscheinen, sollte uns eben diese Fähigkeit nicht verloren gehen. Wie kann ein gutes Zusammenleben aussehen und was brauchen wir dafür? Diese und viele weitere Fragen stellen sich in heutigen Zeiten vermehrt. Soziale Emotionen helfen uns zu verstehen, doch müssen sie auch wahrgenommen werden. Selbstwahrnehmungs- und Selbstreflexionsprozesse sind dabei wichtige Bausteine für ein gutes und gesundes Zusammenleben.
Nach einer kurzen theoretischen Auffrischung und Klärung des „Empathie-Begriffs“ werden wir in den gemeinsamen Austausch gehen und in einer praktischen Übung eine Standortbestimmung der eigenen Befindlichkeit vornehmen. Empathie wird uns als zeitloses Potential zur Verfügung stehen und unseren gemeinsamen Prozess begleiten.
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WS 3 Raum13.01.06, (10)
Dr. Sirkka Klöpper-Mauermann
Supervision in der Fremdsprache – kann ich das?
Neben existentiellen Nöten und Sorgen verlangt uns die Pandemie in Bezug auf die Gestaltung unseres Alltags viel Verzicht ab: Verzicht auf Begegnung und
Kontakt und phasenweise gar auf das Verlassen der eigenen vier Wände (sei es aus Gründen des Infektionsschutzes oder aufgrund von Home-Office). Das Bekannte und Gewohnte ist uns nähergekommen, als uns lieb ist. Im Gegensatz dazu steht das, was mich trotz allem ins Leben zieht: Der Kontakt und die Begegnung mit anderen Kulturen, mit unbekannten Menschen und fremden Sprachen. Hierauf treffe ich in der supervisorischen Arbeit in der Fremdsprache, die das Thema dieses Workshops ist.
Auf die Supervision in der Fremdsprache habe ich mich anfangs zögerlich und dann zunehmend sicherer eingelassen, während ich fünf Jahre in Frankreich lebte und arbeitete. Kann ich mit eingeschränkten Sprachkenntnissen kompetent beraten? Ich bin mittlerweile überzeugt davon, dass dies gelingen kann.
Mittlerweile kann ich der Arbeit in der Fremdsprache vieles abgewinnen: Ich schätze den gemeinsamen Raum, der über den Umweg des Verständlich-Machens und Verstehens gemeinschaftlich entsteht. Meine Arbeit in der Fremdsprache zeigt mir zudem, wie sehr die Vorstellung präzisen lexikalischen Verständnisses (auch in der Muttersprache!) eine Illusion ist.
Dieser Workshop richtet sich an potentielle Anfänger:innen und Fortgeschrittene in der Beratung in der Fremdsprache. Ich gebe eine Einführung in theoretische Zusammenhänge, vor deren Hintergrund ich meine eigenen Erfahrungen beleuchte und aus meiner supervisorischen Praxis berichte. Neben sprachlichen Aspekten scheint mir eine bestimmte Berater:innenhaltung eine große Rolle in der fremdsprachlichen Beratung zu spielen.
Im Workshop biete ich ein Forum, in dem ich zum Austausch anrege zwischen denjenigen, die erwägen dieses neue Medium der Beratung auszuprobieren und denjenigen, die hier schon Erfahrungen gesammelt haben. Dabei kann eigenes Fallmaterial gern eingebracht werden.
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WS 4 Raum 13.01.25, (20)
Karin Heming | Jessica Schuch
Demokratie? Ja bitte!
Psychodramatische Supervision als demokratischer Begegnungsort
Demokratie – jeder von uns kann mit dem Begriff etwas anfangen und auch wieder nicht. Gravierende gesellschaftliche Probleme stellen demokratische
Selbstverständnisse in Frage. Werte, wie Toleranz, Kooperation und Engagement, wollen über eine nachhaltige dialogische Diskussions- und Entscheidungskultur gepflegt werden. Somit fordert die Demokratie uns stetig heraus, in uns selbst und unser Lernen zu investieren.
In der Arbeitswelt ist die Supervision ein demokratischer Begegnungsort, das Psychodrama ein demokratisches Verfahren. Zugleich prägen die Lebens- und Arbeitsbedingungen der Gesellschaft das supervisorische Geschehen.
Vor diesem Hintergrund laden wir zu einer kollektiven kritischen Selbstreflexion bezogen auf die Selbstverständlichkeit unserer demokratischen Praxis ein.
„Wie demokratisch sind wir eigentlich?“ – In einem spielerischen Raum realisieren und diskutieren wir unsere demokratischen Ansprüche. Welche Möglichkeiten sehen wir, demokratische Prozesse anzustoßen? Welche psychodramatischen Elemente fördern dabei entsprechende Handlungsdispositionen? Kann Supervision dazu beitragen, die Demokratie zu stärken? Und vor allem: Werden wir am Ende gemeinsam erläutern können, was wir meinen, wenn wir von „Demokratie in Supervision“ reden?
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WS 5 Raum 13.01.35, (15)
Anatoli Pimenidou | Dr. Dorothee Wienand-Kranz
Durch die Klimakrise zur Transformation
Schon 1972 veröffentlichte der „Club of Rome“ einen Bericht mit dem Titel, die „Grenzen des Wachstums“. Wieso denken wir immer noch
in Wachstumskategorien und Suffizienz bleibt unattraktiv? Ruth Cohn mit ihrer „themenzentrierten Interaktion“, Joanna Macy mit der „Reise ins lebendige Leben“ sind einige der Vorreiterinnen der heutigen Ökopsychologie. Wir wollen miteinander experimentieren: wie können wir Solastalgie und Klima-Angst als angemessene Reaktionen unserer Zeit ernst nehmen und mit soziodramatischen / humanistischen Methoden eine Transformation des Wissens ins Handeln unterstützten bei uns, in unserer Familie, in unserem Dorf, in unserem Land, auf unserer Welt?
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WS 6 Raum 13.01.04, (20)
Bodo Guse
Sehnsucht nach (dem normalen?) Leben
Was zieht mich hinaus? Wo zieht es mich hin? Was hält mich zurück? Die Fülle des eigenen Lebens immer wieder zu erkennen und zu genießen,
Gestaltungsmöglichkeiten zu entdecken, Grenzen und Begrenzungen wahrzunehmen und alles in einem bunten Leben zu verknüpfen – das sind einige der Spiel- und Spannungsfelder, auf denen wir Menschen uns bewegen.
In diesem Workshop wollen wir dem Leben begegnen, dem Leben im Allgemeinen und im Individuellen. Ausgehend von Texten, Bildern, Zitaten, eigenen Erfahrungen und Erlebnissen nähern wir uns verschiedenen „Plätzen“, an denen das Leben „tobt“ oder eben auch nicht. Wir untersuchen gemeinsam Sehnsuchtsorte und -beziehungen, gestalten und beschreiben diese szenisch-kreativ.
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WS 7 Raum 13.01.31, (12) belegt.
Felicitas Ganten
Wandlung durch Kreativität – dem Neuen den Weg bereiten
„Jeder Mensch ist ein Künstler“, sagte der Bildhauer Joseph Beuys in Bezug auf das Potential des Einzelnen,
und meinte damit nicht, ein Tänzer, Musiker oder eine Malerin, sondern vielmehr ein Gestalter, eine Gestalterin der eigenen und der kollektiven Lebensrealität.
In diesem Workshop werden wir mit künstlerischen Mitteln die Qualitäten von Krise und Wandlungskraft erforschen. Wir werden mit verschiedenen Materialien bildnerisch tätig werden und kreative Antworten finden, die uns in die Lebendigkeit führen und das Neue sichtbar machen.
Künstlerische Vorkenntnisse sind nicht erforderlich.
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Samstagnachmittag, 14:00–17:00 Uhr
parallele Workshops Nr. 8 – 14
WS 8 Raum 13.01.26, (25) belegt.
Renate Ritter
Zum Verständnis und zur Bearbeitung von Spaltungsprozessen
– Bindung und Kreativität zurück erobern –
Menschen stehen in ihren Arbeits- und Lebenskontexten in gesellschaftlichen Umbauprozessen mit Ängsten vor dem Verlust der Zugehörigkeit
und die Bindung an die gemeinsame Aufgabe wird fragil.
Wenn die Affekte von Menschen keinen Resonanzraum erhalten, entstehen Affektlagen mit Reduktion der Komplexität, wechselseitig entwertenden Zuschreibungen, Verpönung bis hin zu Polarisierung und Spaltung. „Cancel culture“ – Dynamiken des Ausschließens können sich verfestigen.
Neben dem theoretischen Verständnis solcher Abläufe geht es darum, wie supervisorische Arbeit hierbei aussehen kann: ob ein Raum der Mitte etabliert werden kann, in dem Ambivalenz und Komplexität ertragbar sind, Affekte reguliert werden können und die Bindung, trianguliert an der gemeinsamen Aufgabe, wieder spürbar werden kann.
Didaktische Mittel sind Theorievermittlung und Fallbeispiele zur Konkretisierung.
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WS 9 Raum 13.01.06, (20) Raum geändert
Katharina Witte
„Mitten im Winter habe ich erfahren, dass es tief in mir einen unbesiegbaren Sommer gibt.“ (Albert Camus)
Wir haben wahrscheinlich alle Zeiten hinter uns in den letzten zwei Jahren, in denen wir oft mutlos oder verzweifelt waren und ohne jede Antriebskraft.
Ein Sommer in uns war nicht zu spüren. Und doch gibt es ihn sicher in jeder, jedem von uns, ein Vertrauen und eine Hoffnung in die Zukunft.
Wir müssen sie nur entdecken. Bei uns und bei unseren Supervisand:innen.
Es ist schwer, im Winter den Sommer zu erspüren, aber wir haben in uns die Erinnerung an Sommer, die Erinnerung an einen schöpferischen Kern, der in jedem Menschen steckt. Ihn spürbar und benennbar zu machen ist der Weg, um zu einer entschiedenen und tätigen Zuversicht zu kommen, dem Leben zu begegnen.
Wir werden zum Zitat von Camus Bilder kreieren, zuerst auf Papier, dann diese stellen und ins Laufen bringen.
Im ersten Teil des Workshops werden wir uns mit uns selbst beschäftigen, im zweiten auf unsere Rolle als Supervisor:innen gucken. Liegt es in unserer Verantwortung, mit den Supervisand:innen einen kreativen Weg zur Zuversicht zu entwickeln? Mit ihnen ihren Horizont zu erweitern?
An Beispielen aus Ihrer Praxis werden wir daran arbeiten. Vertrauen wir dem Psychodrama!
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WS 10 Raum 13.01.25, (20)
Henning Röper
Von Systemgrenzen, Umlaufbahnen, Schwerkraft und Beziehungskonstellationen
Eine szenisch / systemische Betrachtung von Beziehungskonstellationen in Familien und Teams und anderen Gruppierungen.
Wie können Aufstellungen auf der Matrix von Umlaufbahnen, Beziehungsmustern und Systemgrenzen betrachtet und erlebt werden? In welchem Maße und an welchen Stellen unterscheidet sich das Psychodrama von der Systemischen Arbeit und wie lassen sich die Verfahren voneinander abgrenzen und wo profitieren sie voneinander?
Nach einem kurzen Intro dieser unterschiedlichen und doch verwandten Ideen, werden wir versuchen diesen Fragen anhand eigener Aufstellungen und Themen nachzugehen.
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WS 11 Raum 13.01.35, (15)
Rebecca Naumann
Narrative neuer Realitäten – Sprachwelten und ihre Wirkung in der psychodramatischen Beratungsarbeit
„Handeln ist heilender als Reden“ – Das ist eine psychodramatische Maxime. In der psychodramatischen Beratung von Organisationen und berufstätigen
Personen findet sie Anwendung in verschiedenen Beratungsformaten wie Supervision, Coaching oder Organisationsentwicklung.
Menschen und Organisationen in Beratung suchen ein reales Handeln, das die Zukunft anders werden lässt als das bisher Erlebte. Für eine solche neue Realität brauchen sie neben Ressourcen und Einfluss meist auch ein neues Narrativ, also eine veränderte Selbsterzählung von sich als Person oder von der Organisation, in der sie arbeiten.
Eine psychodramatische Entwicklung eines solchen neuen Narrativs nutzt neben anderem auch Sprache. Psychodramatische Beratungsarbeit ergründet Handlungsmöglichkeiten auch durch das Sprechen.
Die Wirkung von Sprachwelten, des Sprechens und der Sprache in der psychodramatischen Beratungsarbeit ist Thema dieses Workshops. Dabei finden Begegnungen mit Methoden der narrativen Organisationsberatung statt.
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WS 12 Raum 13.01.15, (15)
Uwe Reineck
Ghostbuster-Soziodrama
Als Zeitkrankheiten werden dieser Tage die Ermüdungs- und Erschöpfungskrankheiten klassifiziert, mit denen wir es zu tun haben.
Depressionen, Burnout, Resonanzverlust und psychosomatische Störungen sind häufig genannte Metamorphosen der Überforderung, die unsere Zeit in unserer Kultur charakterisieren. Sie ziehen Menschen aus dem Leben heraus.
In der kulturkritischen Betrachtung wird der Mensch unserer Zeit als einer beschrieben, der in der Krise ist. Auf der einen Seite bieten Psychologen und psychotherapeutische Verfahren Hilfe an und versprechen Resilienz, um im harten Alltag bestehen zu können. Auf der anderen Seite zwingt die Dominanz des psychologischen Denkens die Menschen zur permanenten Selbstbeobachtung und Selbstveränderung und erzeugt damit erst recht den Druck, dem die psychologierend erworbene Resilienz standhalten soll. Vielleicht aber beschreibt eine kultivierte Rebellienz einen attraktiveren Weg durchs Leben, als die anpassende Resilienz… ?
In unser soziodramatischen Zeitgeister-Jagd könnten wir uns ein paar Spukobjekte anschauen und vielleicht durch Entlarvung selbst erschrecken….
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WS 13 Fällt aus.
Beatrix Reimann
Beratung als Einladung … Zur Überwindung einer Krise
Wenn Lebens- und Arbeitssituationen wackelig und unsicher werden, beginnt die Suche nach Halt und Stabilität, das Nötige und Stabilisierende erscheint
nicht greifbar.
Ob der Kraftakt gelingt, die damit verbundene Spannung auszuhalten, bleibt offen. Beratung als Einladung und Angebot zu verstehen, den Spannungsbogen nicht zerreißen zu lassen, darum soll es in diesem Workshop gehen.
Anhand kleiner Sequenzen aus der Beratungspraxis und Fallvignetten möchte ich mich mit Ihnen gezielt auf die Suche nach Chancen und Möglichkeiten machen, um krisenhafte Situationen konstruktiv, nachhaltig und kreativ gestalten zu können.
In diesem Workshop werden wir das (scheinbar) Kleine, Erhellende und Hoffnung gebende aus verschiedenen Blickwinkeln beleuchten, fokussieren und unsere Assoziationen nutzen, um dem Großen, Verdunkelnden und Hoffnungslosen ein mögliches Gegenüber zu bieten.
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WS 14 Raum 13.01.04, (20) belegt.
Klaus Obermeyer
„Voll daneben?“
Differenzverträglichkeit in Arbeitsbeziehungen: Liebesaffären zwischen Erwartungen und Enttäuschungen. Was ist das für ein manchmal schwindelerregender Balanceakt: Einerseits unsere Sehnsucht nach Verbundenheit und Zugehörigkeit
– andererseits unser Wunsch, auch in unserer Originalität und Unverwechselbarkeit wahrgenommen zu werden. Wir möchten dazugehören – dann aber auch nicht all zu doll. Respektvolle Zusammenarbeit kann klappen – muss aber nicht. Die Regulierung von Erwartungen, Anerkennung und gelegentlich auch bitterer Enttäuschung über bestehende Differenzen ist komplikationsanfällig. In einer Arbeitswelt, die viele als Leistungsschauen des permanenten Vergleichs erleben, kann uns auch die Begegnung mit uns durchaus ähnlichen und nahestehenden Menschen zusetzen. Nicht nur das eindeutig „Fremde“ kann verunsichern. Die wechselseitige Befremdung wirkt auch in der unmittelbaren Nachbarschaft. Schneller als es uns lieb ist finden wir dann den Einen oder die Andere schon mal „voll daneben“ und der Distanzierungsdruck wächst.
Sigmund Freud hat weiland vom „Narzissmus der kleinen Differenzen“ gesprochen. Ihm schienen Dynamiken der feindlichen Missgunst unter sonst Gleichgestellten unvermeidlich. Er hielt sie für eine „eine bequeme und relativ harmlose Befriedigung der Aggressionsneigung.“ (Freud, S. (1930): Das Unbehagen in der Kultur. GW 14: 474)
Hinsichtlich der Harmlosigkeit scharfer, wechselseitig entwertender Dynamiken des „kannibalischen Narzissmus“ (W. Schmidbauer) – kann man/frau sich heute nicht mehr so sicher sein.
Von Christa Wolf stammt die gute Frage: „Freude aus Verunsicherung ziehen – wer hat uns das denn beigebracht?“ Und dennoch gibt es sie. Die Streitlust, die Rachlust, die Lust am Anderssein. Auch diese Qualitäten suchen einen Weg zurück ins Leben.
Der Workshop bietet ein Forum, um u.a. folgende Fragen zu beforschen:
– Was spielt sich bei uns ab, wenn uns andere (KollegInnen, KlientInnen, MitbürgerInnen) auf die Nerven gehen?
– Wie können wir unseren Selbstwert in Situationen des Vergleichs einigermaßen stabil halten und gelassen bleiben?
– Wie schaffen wir die Gratwanderung zwischen respektvoller Toleranz einerseits, und dem Wissen andererseits, dass bestimmte Sachen einfach nicht gehen und unseren entschiedenen Einspruch erfordern.
– „Vergleich ist Mord“ soll Fritz Perls zuspitzend gesagt haben. Gibt es eine Alternative?
Neben einer theoretischen Untermalung dieser Fragen bietet der Workshop Gelegenheit zur Inszenierung mehr oder weniger schmerzlicher Vergleichsparaden in gesellschaftlichen und Arbeitskontexten.
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