Beschreibung
Nach Abschluss des Kongresses können wir Ihnen folgende Materialien zur Verfügung stellen:
Der Hauptvortrag ist gefilmt worden. Schauen Sie sich gern in unserem Youtubekanal um. In der Playlist ISI-Kongress 02.-03.06.2023 finden Sie den Vortrag von Renate Ritter und die szenische Verarbeitung im Plenum.
Bilder vom ISI-Kongress 2023
Materialien:
ISI-Kongress 2023: Meyer-Gerlach, Christa: Eröffnung
Handouts:
ISI-Kongress 2023: WS 2 Wierer, Sandra: Teilhabe oder einen Teil haben (Dokumentation)
ISI-Kongress 2023: WS 3 Scherer, Manuel: Gerechtigkeit für Kinder (Handout)
ISI-Kongress 2023: WS 5 Saal, Annett: Wertorientierte Führung (Handout)
ISI-Kongress 2023: WS 8 Hutter, Dr. Christoph: psychodramatische Ethik (Handout)
ISI-Kongress 2023: WS 13 Ropers, Inge-Marlen: Das Schattenkonzept (Handout)
Materialien zur Matinee mit Fotogalerie finden Sie etwas weiter unten auf dieser Seite.
„Gerechtigkeit erarbeiten – Wie geht das?!“
Ethische Herausforderungen für das Handeln in Beziehungen.
„Demokratie ist das zentrale Glaubensbekenntnis unserer Gesellschaft, aber sie erfordert eben Stimmen, Ohren und hörende Herzen.“ (
H. Rosa, Demokratie braucht Religion, Kösel 2022)
Was ist gerecht? Und welchen Preis sind wir bereit, für Gerechtigkeit zu zahlen? Wie geht das Zusammenspiel von Ich – Du und Wir mit Blick auf das gemeinsame Tun? Was sind ethische Maßstäbe für ein gutes Zusammenleben und vor allem: auf welchen Wertekanon können wir uns gemeinsam beziehen?
Sowohl in der Rückschau auf die Erfahrungen im Umgang mit der Corona Pandemie
und ihren Auswirkungen als auch mit Blick auf die vielen gesellschaftlichen Herausforderungen (Inflation, ungleiche Bildungschancen, kulturelle Vielfalt, Klimawandel, Krieg und Naturkatastrophen) und persönlichen Schicksale, rücken ethische Fragestellungen im Kontext von Supervision, Beratung und Psychotherapie vermehrt in den Vordergrund. Die Fülle dieser Problemlagen führt auch dazu, dass bisher verlässlich scheinende ethische Leitbilder in den Organisationen mit der Alltagsrealität in Konflikt geraten. Mitarbeitende und Führungskräfte fühlen sich nicht mehr gesehen und wertgeschätzt.
Dies fordert auch uns in unserer Profession heraus, in Bezug auf die Frage nach Gerechtigkeit eine Haltung zu entwickeln und unsere eigenen Wertvorstellungen in den Blick zu nehmen. Wie können wir hilfreich sein für Aushandlungsprozesse in der Beziehungsgestaltung, die ein gerechtes Handeln ermöglichen und wieviel Differenzverträglichkeit ist nötig und sinnvoll?
In unserem diesjährigen Kongress möchten wir die Beziehungs- und Handlungsethik erforschen, diskutieren und die Debatte darüber, wie wir – möglichst gerecht – miteinander leben und arbeiten, lebendig halten.
Wir freuen uns, wenn Sie dabei sind – im Diskurs, im Zuhören, im szenisch-kreativen Experimentieren.
Im Namen des Vorbereitungskreises
Christa Meyer-Gerlach und Karin Heming
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Bitte beachten Sie:
Während dieser Veranstaltung werden Foto- und/oder Filmaufnahmen (inklusive Ton) angefertigt. Mit Ihrer Teilnahme erklären Sie sich damit einverstanden. Sollten Sie Aufnahmen Ihrer Person ablehnen, sprechen Sie uns bitte im Tagungsbüro an. Vielen Dank.
Programm im Überblick
Freitag, 02. Juni 2023
15:00 Uhr |
Anreise und Anmeldung im Tagungsbüro |
16:00 Uhr |
Begrüßung: Christa Meyer-Gerlach |
16:15 Uhr |
Grußwort der DGSv (Dr. Annette Mulkau) |
16:20 Uhr |
Grußwort des DFP |
16:30 Uhr |
Einstimmung: Karin Heming, Dr. Sirkka Klöpper-Mauermann |
17:00 Uhr |
Hauptvortrag: Renate Ritter Ausgleich, Bindung und Gerechtigkeit
Gerechtigkeit in Organisationen und Systemen zu bedenken meint, über einen Ausgleich zwischen Gruppen und Menschen nachzudenken, der Gerechtigkeit in Organisationen und Systemen zu bedenken meint, über einen Ausgleich zwischen Gruppen und Menschen nachzudenken, der alle miteinander in einer Bindung hält, zu einem sozial verpflichtenden Wert wird. Die Bereitschaft, sich der Gerechtigkeitslösung anzuschliessen, kann Verzicht bedeuten um der gerechten Verteilung von Gütern und Vorteilen willen.
Menschen, die sich in ihren Grundbedürfnissen nach Selbstwertschutz, Sicherheit, Kontrolle und Zugehörigkeit geschädigt fühlen, entwickeln neben Angst auch vielfältig aggressive Prozesse der Regulierung. Das Erarbeiten und Verhandeln von Gerechtigkeit nimmt einen großen Teil der gesellschaftlichen Arbeit ein, und fällt bereits in der kleinen Einheit einer Familie schwer.
Werden in der Auseinandersetzung um den gerechten Weg über die handelnden Personen hinaus die belebte Umwelt, der Lebensort des Planeten einbezogen, verändert sich die Perspektive ein weiteres Mal, ein gerechter Ausgleich gewinnt eine weitere Dimension.
In der supervisorischen Arbeit sind wir mit dem Begriff von Gerechtigkeit in kleinerer Dimension beschäftigt: wir helfen, Gerechtigkeit zu erarbeiten: wie es möglich wird, über die Bindung an die gemeinsame Sache in der Anerkenntnis von Unterschiedlichkeit zu handeln. weiterlesen… Mit szenischer Verarbeitung im Plenum: Karin Heming |
19:30 Uhr |
Ausklang des Tages: Christa Meyer-Gerlach |
Samstag, 03. Juni 2023
Sonntag, 04. Juni 2023 (Achtung: anderer Ort)
11:00 Uhr |
Matinee zur Verabschiedung von Paul Gerhard Grapentin als Institutsleiter des ISI – Institut für soziale Interaktion Ort: Gemeindezentrum der Christuskirche, Bei der Christuskirche 4, 20259 Hamburg |
14:00 Uhr |
Ende |
Materialien zur Matinee:
Grapentin, Paul Gerhard: Performance zum Abschied
Landsiedel, Alice: Die Fotogalerie zur Matinee
Samstagvormittag, 10:00–13:00 Uhr
parallele Workshops Nr. 1 – 7
WS 1 Raum 13.01.26 (20) belegt
Renate Ritter
Über Kränkung und Anerkennung
Kränkung ist eng verbunden mit Narzissmus, dem Schicksal des Selbstwertes: der kränkende Angriff auf Würde und psychische Unversehrtheit.
Beschädigungen des Identitäts- und Wertverständnisses können geschehen mit dem Ausschluß aus Kontexten von Achtung und Anerkennung. Entwertende Zuschreibungen, Verpönung, „Cancel culture“ – Dynamiken des Ausschließens können sich verfestigen.
Neben den individuellen Angriffen sind Kränkungsaktionen in Organisationen gruppendynamisch zu verstehen. Dies ist oft ein Symptom der Unsicherheit über den Wert der geteilten primären Aufgabe, ein Verlust an Vertrauen in wertgebende Bindung im System. Dies ist um so verunsichernder, wenn es sich um Organisationen handelt, die in ihrem Auftrag Werthaltungen verkörpern.
Didaktisches Mittel sind szenische Interventionen.
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WS 2 Raum 13.01.35
Sandra Wierer
Teilhabe oder einen Teil haben
Was entsteht wenn Kokreation als Arbeitsweise für Partizipation angeboten wird?
Für Handlungen in Beziehungen braucht es eine Handlungsorientierung und eine verlässliche Kultur des Miteinanders. Dies gilt, angefangen von der kleinen Organisationsform, bis zu großen gesellschaftlichen Kollektiven.
Aufgrund des enormen Stresstest, welchem Beziehungshandeln aktuell ausgesetzt ist, stellt sich die Frage, wie unser gesellschaftliches Zusammenleben in Zukunft gelingen kann?
Wie können Mitarbeitende in Organisationen ihre Aushandlungsprozesse dazu neu denken? Wie stehen Organisationen im Teilhabekontext zu ihren Nutzer:innen, bzw. wie können Institutionen am neuen Denken der Gesellschaft so teilhaben, dass sie weiterhin ihrem Zweck nachkommen können?
Bei all diesen Überlegungen hören wir letztens oft den Begriff der Transformation. Aber was soll das bedeuten?
Der Workshop richtet sich insbesondere an Berater:innen im Feld von Organisationsentwicklung und Prozessbegleitung.
Ich möchte die Gruppe zur Teilhabe an der Frage einladen, wie wir in unserer jeweiligen Profession für die Begleitung von Aushandlungsprozessen hilfreich sein können.
Die kokreative Arbeitsweise soll dabei erlebbar und beispielhafte Formate für mögliche Prozessbegleitung aufgezeigt werden. Wie kann Partizipation auf Augenhöhe unterschiedlichster Menschen gelingen?
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WS 3 Raum 13.01.04
Manuel Scherer
Gerechtigkeit für Kinder – im familiären Kontext
„Die Kinder gehören der Allgemeinheit“ – mit diesem Satz, versuchte Moreno 1974 zu verdeutlichen, dass Elternschaft nicht etwa mit einem Rechtsanspruch
ihren Kindern gegenüber einhergeht, sondern vielmehr eine Gewährleistung von Schutz beinhalten sollte. In unserer Welt erleiden Kinder viele Ungerechtigkeiten, so auch in familiären Zusammenhängen. Ziel dieses Workshops ist es, der Frage nachzugehen, wie ein gerechtes Leben für Kinder innerhalb von Familien stattfinden kann und welchen Beitrag das Psychodrama dazu leisten kann. Gemeinsam werden wir das Kinderpsychodrama kennenlernen und dessen Einbettung in die Familienarbeit erforschen. Dieser Workshop richtet sich an alle, die in psychosozialen Kontexten mit Kindern und Familien tätig sind sowie an alle Interessierte.
(Morenozitat nach Hutter C., J.L. Morenos Werk in Schlüsselbegriffen, Springer VS, Wiesbaden, 2012, S.448)
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WS 4 Raum 13.01.15
Dr. Marèn Möhring
Ethik in Beziehung: Ich und Du, Du und Ich: Eine Einladung zur Begegnung
“Im Gang des Lebens ist mir eines immer klarer geworden: es kommt für den Menschen vor allem darauf an, dass er seine Aufgeschlossenheit nicht verliere.
Die rechte Aufgeschlossenheit ist das kostbarste menschliche Gut“ (Martin Buber).
In diesem Workshop werden die TeilnehmerInnen mit den Konzepten der „Psychodramatischen Selbstsupervision“, des „Psychodramatischen Gespräches“ und des „Psychodramatischen Dialoges“ nach Reinhard Krüger vertraut gemacht.
Ziel ist die Befähigung zu einer ethischen Beziehungsgestaltung, in der man sich selbst und dem anderen besser gerecht werden kann.
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WS 5 Raum 13.01.25
Annett Saal
Werteorientierte Führung oder: Was wäre, wenn Werte in Führung gehen?
Supervision und Coaching im Spannungsfeld zwischen „Anspruch und Wirklichkeit“.
Unsere Werte bestimmen unser Denken, Handeln und Empfinden. Obwohl sie zumeist unbewusst wirken, beeinflussen sie doch maßgeblich unsere Vorstellungen, Haltungen, Einstellungen und unser Verhalten. Der Umgang mit Werten spielt also auch im beruflichen Alltag eine wichtige Rolle. Sie können uns Kompass und Orientierung sein und zugleich erleben wir und unsere Klienten Diskrepanzen zwischen proklamierten und gelebten Werten in Unternehmen, Teams und zwischenmenschlichen Beziehungen. Wertekonflikte sind mal mehr oder weniger transparent. Wie kann es gelingen, über Werte in den Dialog zu kommen oder zu bleiben? Wie können wir unsere Klienten unterstützen, die verschiedenen Sichtweisen und Dilemmata in Wertekonflikten sichtbar und besprechbar zu machen. Nach einem kurzen theoretischen Input gibt es szenisch – kreative Anregungen für eine Selbstreflexion zu ausgewählten Wertedimensionen. Es besteht die Möglichkeit, den Methodenkoffer für Coaching, Supervision oder Teamentwicklung zu füllen. Wir nehmen Anleihen am Wertequadrat nach Schulz von Thun und dem Riemann – Thomann – Modell – psychodramatisch angereichert. Ein Handout wird zur Verfügung gestellt.
Literatur:
Stahl, Eberhard (2002): Dynamik in Gruppen. Handbuch der Gruppenleitung. Beltz.
Frey, Dieter (2016): Psychologie der Werte. Springer Verlag.
Schmidt-Lellek, Christoph; Schreyögg, Astrid (2011): Philosophie, Ethik und Ideologie in Coaching und Supervision. (Sonderheft 4-2011: OSC-Organisationsberatung Supervision Coaching).
Kuhn, Thomas, Weibler, Jürgen (2012): Führungsethik in Organisationen. Kohlhammer.
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WS 6 Raum 13.01.19
Katharina Witte
Der kaukasische Kreidekreis. – Was ist Gerechtigkeit?
Der Ursprung des Theaterstücks von Bertolt Brecht ist eine alte chinesiche Erzählung, Der Kreidekreis. Brecht verlegt die Geschichte nach Deutschland in die
Zeit des dreißgjährigen Krieges und verändert sie entscheidend. Wir werden durch Einfühlung in unterschiedliche Rollen psychodramatisch der Frage nach gerechtem Handeln nachgehen. (Was beeinflusst das Gefühl von Gerechtigkeit? Ist es Macht, gesellschaftliche Position, Geburt, Ausbildung, sozialer Kontext, politische Einstellung?) Und wir landen bei der Frage nach der Verantwortung der Beraterin, des Beraters bei der Themenvielfalt zu Gerechtigkeit.
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WS 7 Raum 13.01.06
Bernd Priebe
Soziales Kapital und Habitus als (un)bewusster Faktor im Beziehungsaufbau
Die Beziehung zwischen Klient:in und Therapeut:in (Berater:in, Supervisor:in) ist für gelingende Interventionen einer der entscheidenden Faktoren. Was aber,
wenn keine eigene Entscheidung Grundlage für das Arbeitsbündnis mit der beratenden Person ist, und/oder, wenn biographisch keine Erfahrungen gemacht wurden, die eine Grundannahme, dass eine Intervention von außen hilfreich sein könnte, unterstützen könnten?
In der Arbeit mit Menschen, die im Zwangskontext zur Teilnahme an einer therapeutischen Intervention genötigt wurden, kann neben der Unfreiwilligkeit oft auch der soziale Hintergrund der Klient:innen für sie ein Grund sein, sich nur mit Vorbehalten auf das Setting einlassen zu können.
Unfreiwilligkeit spielt nicht nur im juristischen Kontext (z. B. Therapie als Bewährungsauflage) eine Rolle, auch in Team- und Fallsupervisionsgruppen sitzen Teilnehmer:innen, weil es die Leitung so entschieden hat.
Es ist naheliegend, dass Klasse, Bildung und andere Faktoren einen Einfluss auf die Akzeptanz und die Inanspruchnahme von Beratungsangeboten haben.
Im Workshop soll erkundet werden, wie verschiedene Formen von Ausgrenzungserfahrungen sich für die Klient:innen in Beratungs- und Supervisionssettings, z. B. in Form von Scham, auswirken können. Ebenso wird der Fokus auf die eigenen biographischen Prägungen und die damit verbundenen blinden Flecken gerichtet. Der Workshop soll auch ein Forum bieten, um sich über Praxiserfahrungen auszutauschen.
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Samstagnachmittag, 14:00–17:00 Uhr
parallele Workshops Nr. 8 – 14
WS 8 Raum 13.01.26
Dr. Christoph Hutter
Bearer of Truth – Morenos Manifest für eine psychodramatische
Ethik
Immer wieder trifft man in Morenos Werk auf Texte, die aufhorchen lassen, weil sie so hellsichtig und klar, aber auch herausfordernd und kompromisslos
sind. Einer dieser Texte handelt davon, dass Psychodramatikerinnen und Psychodramatiker „Bearer of truth“ sein sollen. Frei übersetzt sollen sie mit ihrer Arbeit und ihrer Person einstehen für Gerechtigkeit und Verantwortung. Der Text über den „Bearer of Truth“ ist fast so etwas wie ein Manifest für eine humanistische Ethik. Dabei geht es Moreno nicht darum, eine akademische Diskussion anzuzetteln. Im Gegenteil er wirbt dafür, sich den Lebensszenen, die einem begegnen hier und jetzt mit Haut und Haar auszusetzen und sich von ihnen herausfordern zu lassen. „Das ist das erste psychodramatische Gesetz: Stell dich selbst an die Stelle des Opfers von Ungerechtigkeit und teile seine Verletzung. Tausche die Rolle mit ihm“ (Moreno 1964).
In diesem Workshop werden wir uns, ausgehend von dem Text Morenos, Grundpfeiler einer psychodramatischen Ethik erspielen. Vor allem werden wir aber in Austausch darüber kommen, was diese Ethik für uns, unsere konkrete Arbeit und unser Leben bedeutet. Mit wem müssen wir die Rolle tauschen? Wem verweigern wir den Rollentausch? Und wo sollten wir längst „die Dummheit stoppen, mitten im Leben tot zu sein“ (Moreno 1964)?
Herzliche Einladung zu einer Ethik, die unter die Haut geht…
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WS 9 Raum 13.01.35
Jessica Schuch
Supervision als Kontrollinstanz? – Ethische Dimensionen im Kontext Kinderschutz
Kindertageseinrichtungen haben dafür zu sorgen, das Wohl der Kinder in ihren Räumlichkeiten zu gewährleisten. Zu ihrer Schutzpflicht gehört es ggf. auch,
pädagogische Fachkräfte und Leitungskräfte, die grenzverletzend handeln, Kinder beispielsweise beschämen, entwürdigen, körperlich bestrafen oder fixieren, der zuständigen Aufsichtsbehörde zu melden. Die Meldepflicht gilt auch in einem Verdachtsfall. Im Weiteren werden dann entsprechende arbeits- oder dienstrechtliche Schritte veranlasst, die eine Aufklärung herbeiführen und den Schutz der Kinder (wieder) sicherstellen. Des Weiteren gilt es, die berufliche Perspektive der/des betreffende:n Mitarbeiter:in zu klären. Muss die/der Mitarbeiter:in von der Tätigkeit ausgeschlossen werden? Oder kann sie/er (mit Unterstützung) bleiben? Dafür kann der Träger Auflagen, wie Dienstanweisungen oder verpflichtende Fortbildungen, gegenüber der/des Betreffenden geltend machen.
Kinderschutz bedarf der gemeinsamen Anstrengung verschiedener Berufsgruppen. Kann Supervision in diesem Kontext auch ein geeignetes Beratungsinstrument sein, um Geschehnisse zu reflektieren und notwendige Veränderungen in Gang zu bringen? Passt ein Auftrag mit Kontrolle überhaupt zum supervisorischen Selbstverständnis? Wenn ja, wie kann ich meine Beratung ethisch begründen und welche ethische Perspektiven sollte ich miteinbeziehen? Wie kann ich beispielsweise einer/einem Supervisand:in gegenüber gerecht werden, die sich womöglich in einer existenziell bedrohlichen Krise befindet? An welchen Stellen muss ich sie/ihn ermutigend unterstützen? Wo muss ich Grenzen setzen? Wie kann ich intervenieren, ohne den Druck zu erhöhen? Was wird schließlich zur obersten Richtschnur meines Handelns, wenn fachliche Kompetenz und moralische Integrität gefragt sind?
Solche und weitere Fragen sind wichtige Ausgangspunkte ethischer Abwägungsprozesse. Diese werden wir im Workshop beleuchten. Ferner wird den Teilnehmenden ein Online- Supervisionsprozess aus der eigenen Praxis vorgestellt, der sich mit verschiedenen Aspekten einer derartig ethisch reflexionswürdigen Situation auseinandersetzt. Methoden und Herangehensweisen, die für diesen Prozess hilfreich waren, sowie Schwierigkeiten werden erläutert.
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WS 10 Anmeldung leider nicht mehr möglich.
Andrea Duchek
Meine!? Deine!? Unsere Gerechtigkeit! – „Gerechtigkeit als Fainess“ erleben
Mittels der Grundideen, die John Rawls in seinem Aufsatz „Gerechtigkeit als Fairness“ formulierte, werden wir in diesem Workshop den Versuch
unternehmen, diese Grundsätze szenisch in gangbare Handlungen zu übersetzen, die uns und unseren Klienten im professionellen Umgang miteinander helfen können, eine Idee von Gerechtigkeit zu entwickeln, ein faireres Miteinander anzustreben und im besten Fall zu mehr Zufriedenheit zu gelangen.
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WS 11 Anmeldung leider nicht mehr möglich.
Dietmar Otto
„Ich bin da, wo bist du?“ Verständigung braucht die Gestaltung gemeinsamer Räume
Wenn in Gemeinschaften Erwartungen nicht erfüllt werden, wird spontan meist davon ausgegangen, dass naheliegende Lösungen nicht realisiert,
Verantwortlichkeiten nicht wahrgenommen werden. Entsprechend sind die Meinungen über die, die für die Versäumnisse verantwortlich gemacht werden. Oft zeigt sich bei näherer Betrachtung, dass man die eigene Wirklichkeit ungeprüft auf andere projiziert bzw. andere selbstverständlich in die eigene Wirklichkeitsvorstellung integriert hat, also eine Art Wirklichkeitskolonialismus betreibt. In diesem Workshop beschäftigen wir uns mit dem „Kulturbegegnungsmodell der Kommunikation“ (nach B. Schmid/ isb-wiesloch), mit dem davon ausgegangen wird, dass es für jeden Menschen eigene spezifische Gesetzmäßigkeiten gibt, nach denen er funktioniert und Informationen verarbeitet, und seine Kommunikation nur vor dem Hintergrund seiner Kultur verstanden werden kann. Dieses Modell betrachtet es als normal, dass Wirklichkeiten unterschiedlich sind und zuerst verbunden werden müssen, wenn so etwas wie eine gemeinsame Wirklichkeit entstehen soll. Ausgehend von dieser Perspektive erproben wir anhand von Praxissituation der Teilnehmenden, wie ein gemeinsamer Bezugsrahmen bzw. ein gemeinsamer Rahmen für die Wirklichkeitsbegegnung gestaltet werden kann, der die Wahrscheinlichkeit für gegenseitiges Verständnis und komplementäres Handeln auch in schwierigen Kommunikationssituationen verbessert.
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WS 12 Raum 13.01.15
Daniela Schildt
Theater der Unterdrückten – Die Veränderung der Realität im Spiel erproben
Täglich werden wir damit konfrontiert, wie ungerecht und grausam diese Welt ist. Doch gibt es Alternativen? Ist es möglich etwas dagegen zu tun? Wer kann etwas
dagegen tun? Unter welchen Bedingungen kann etwas gegen die Unterdrückung getan werden?
„Offen oder versteckt, Unterdrückung findet täglich und überall statt.“ (Augusto Boal, 1979). Nicht nur privat, auch im beruflichen Kontext bezeugen wir die Unterdrückung, fühlen uns manches Mal machtlos, weil wir keine Idee haben, was man dagegen tun kann. Das Theater der Unterdrückten bietet uns eine Möglichkeit kreativ Widerstand zu leisten, sich auseinanderzusetzen, zu analysieren, Lösungen auszuprobieren. Dabei geht nicht nur darum die Realität zu zeigen, wie sie ist, sondern vielmehr darum, wie sie sein könnte. Es geht darum, Freiräume zu schaffen, im Spiel Lösungen zu generieren und somit Idealbilder zu (er-)finden.
„Ich liebe es zu träumen, sogar dann, wenn ich mir darüber im Klaren bin, dass mein Traum unmöglich zu erfüllen ist. Die Funktion der Utopien ist nicht, dass sie Wirklichkeit werden, sie sollen uns vielmehr dazu anregen, noch mehr zu geben und noch weiter zu gehen. Träumen zu können ist bereits ein Traum, der Wirklichkeit geworden ist“ (Augusto Boal, 1998)
Der Workshop richtet sich an alle, die es ebenfalls lieben zu träumen und einige Formen des Theaters der Unterdrückten – das Statuentheater, das Forumtheater und das Zeitungstheater kennenlernen und so Widerstand gegen die Unterdrückung leisten wollen.
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WS 13 Raum 13.01.25
Inge-Marlen Ropers
Spielend den eigenen ethischen Schatten erkunden
Begegnung mit den Schattenseiten ethischer Ansprüche für ein
verantwortliches und gerechtes Handeln in Supervision, Coaching und
Beratung
„Es ist gefährlich, sich keinen Schatten zu erlauben, und es ist auch gefährlich, sich allen Schatten zu erlauben.“ (Verena Kast 2022).
Unsere beruflichen Schattenseiten als Berater:innen, Coaches oder
Supervisor:innen können vielfältig sein: Die Herausforderungen eines Auftrages
werden schließlich zu groß, doch wir gestehen es uns nicht ein. Eigene
auftauchende biographische Anteile im Prozess verdrängen wir beharrlich und
setzen uns nicht damit auseinander. Eine Gegenübertragung erkennen wir nicht
mehr als eine solche, da uns die Distanz verloren gegangen ist. Den notwendigen
Abschied von einem Team sprechen wir wieder nicht an, obwohl wir längst Teil des Systems geworden sind, u.a.m.
Sich den eigenen Schattenseiten zu stellen, erfordert nicht zuletzt Mut und Neugier. Im Workshop besteht die Gelegenheit, diese Seiten mit einer zusätzlichen Portion an Spielfreude und Offenheit zu erkunden und vielleicht neu zu verstehen. Im besten Falle werden wir dann belohnt mit der entlastenden Erfahrung des Teilens von Menschlichem mit anderen.
Gearbeitet wird mit der Methode szenisch-kreativer psychodramatischer
Bildbetrachtung. Ein für die Thematik anregendes Bild wird dafür zur Verfügung
gestellt. Das methodische Vorgehen ist auch geeignet für die Anwendung in
Supervision, Coaching und Beratung. Anleitung, Anregungen und Fragen dazu
werden abschließend ausgetauscht und diskutiert.
Literatur:
Kast, Verena, 5. Aufl. (2022), Der Schatten in uns. Die subversive Lebenskraft,
Patmos: Ostfildern
Ropers, Inge-Marlen (2020), Stehen Sie doch einfach mal auf! Supervision und
Coaching szenisch-kreativ, Fallgeschichten aus der psychodramatischen Praxis. Mit einer Einführung von Ferdinand Buer, EHP-Andreas Kohlhage, Gevelsberg
Zech, Rainer (2022), Gelingendes Leben in einer unsicheren Welt. Ein ethischer
Kompass. Verlag V&R, Göttingen.
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WS 14 Raum 13.01.19
Jan Bleckwedel
Beziehungsethik – Entwicklungsräume gemeinsam gestalten
Wir alle brauchen Entwicklungsräume, in denen wir unsere Talente entfalten können, in denen wir Anerkennung erfahren und Sinn erleben. Doch wir leben
nicht isoliert, immer teilen wir Entwicklungsräume mit anderen Lebewesen. Jeder Akteur (jede Gruppe) begrenzt und ermöglicht die Entwicklung anderer Akteure (Gruppen). Der Entwicklungsraum der einen ist der Entwicklungsraum der anderen.
Eine entwicklungsorientierte Beziehungsethik muss daher von gemeinsam geteilten Entwicklungsräumen ausgehen. Wie können wir gemeinsam geteilte Entwicklungsräume (a) individuell passend einrichten und gleichzeitig (b) sozial fair abstimmen und (c) umgebungsfreundlich gestalten? Diese Frage stellt sich im Großen wie im Kleinen.
Ablauf: 1. Einführung der Idee, 2. Übung: Teilnehmende erkunden eigene Entwicklungsräume 3. Präsentation der Erkundungen und Austausch, 4. Spielerische Bearbeitung: Abstimmung von Entwicklungsräumen, 5. Transfer für die Arbeit mit Klienten.
Handouts
Literatur u.a.:
Bleckwedel, J. (2022). Menschliche Beziehungsgestaltung. Einesystemische Theorie des Zwischenmenschlichen. Göttingen: V&R. ISBN 978-3-647-99397-3.
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Akkreditierung durch die Psychotherapeutenkammer Hamburg
Für diese Veranstaltung werden 9 FE durch die Psychotherapeutenkammer Hamburg mit der Akkreditierungsnummer 2767202023019209172 zuerkannt.