ISI Kongress 2020 • 05.06.2020–06.06.2020

„In der Mitte, daneben und darüber hinaus.“ Personsein in der Gesellschaft.

Termin
Freitag, 05. Juni 2020 – Samstag, 06.Juni 2020

Infos
Hauptvortrag Renate Ritter: „In der Lebensmitte – zur innerpsychischen Wirkung der äußeren Lebensaufgaben“

Leitung

Paul Gerhard Grapentin
Paul Gerhard Grapentin
Renate Ritter
Renate Ritter
Karin Heming
Karin Heming
 
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Programm im Überblick

Freitag, 05. Juni 2020

15:00 UhrAnreise und Anmeldung im Tagungsbüro
16:00 UhrBegrüßung
Paul Gerhard Grapentin, Hamburg
16:10 UhrGrußwort der Deutschen Gesellschaft für Supervision und Coaching (DGSv)
Kati Bond (Vorstand)
16:15 UhrGrußwort des Deutschen Fachverbandes für Psychodrama (DFP)
16:20 UhrEinstimmung zum Thema
Christa Meyer-Gerlach, Hamburg
Janine Rathmann, Hamburg
17:00 UhrHauptvortrag: „In der Lebensmitte – zur innerpsychischen Wirkung der äußeren Lebensaufgaben“
Renate Ritter, Hamburg
 Szenische Verarbeitung im Plenum:
Dr. Andreas Krebs, Hamburg, Ahrensburg
19:30 UhrBuffet und Ausklang des Tages

Samstag, 06. Juni 2020

09:30 UhrWorkshop 1 – 7 zum Thema (siehe unten)
13:30 UhrMittagspause mit Imbiss
15:00 UhrPaul Gerhard Grapentin, Hamburg 
Katharina Witte, Bremen

Soziodramatische Bearbeitung des Themas im Plenum
„Wir kriegen dich noch!“
Alternativen zur Spirale der Gewalt?

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Soziodrama zum Thema
Wie hält es die Mitte mit ihren Rändern?
Es ist weise und klug, so zu fragen.
Denn die Ränder bestimmen
insgesamt die Form einer Gesellschaft,
ihre Lebensform.
Von den Rändern her
entwickelt sie sich oder
stirbt ab;
dort sitzt ihr Tastsinn für das Neue,
das auf sie zukommt.
Dort entscheidet sich die Gesundheit
ihres Stoffwechsels,
die Gutartigkeit ihres Wachstums.
Dort, an den Rändern,
lernt das System –
oder es verschließt sich
gegen sein eigenes
Überleben.

Adolf Muschg

17:15 UhrSchlussakkord
Christa Meyer-Gerlach, Hamburg
Janine Rathmann, Hamburg
18:00 UhrEnde

Hauptvortrag

Renate Ritter
Renate Ritter

„In der Lebensmitte – zur innerpsychischen Wirkung der äußeren Lebensaufgaben“

Eine Zeit maximaler Beanspruchung im Arbeiten für sich selbst, für die Folgegeneration, für diejenigen, die vor uns sind: alle Aufgaben stellen sich gleichzeitig, ebenso die Verpflichtung, die gesellschaftliche Verantwortung zu übernehmen. In der Mitte liegt der Schnittpunkt zwischen transgenerationaler Delegation und generationalem Beitrag. Angst, Regression, Erschöpfung, Depression, aber auch versöhnliche Anerkennung von Begrenztheit, kreativem Wandel – alles wird hier verhandelt. Diese psychische Herausforderung teilen wir mit unseren Klientensystemen. Daß wir uns selbst verorten, innerpsychisch, wie auch im generationalen, gesellschaftlichen Bezug in der Mitte eine Orientierung schaffen, ein Verständnis von Differenzverträglichkeit, unser Menschenbild bedenken: das fundiert unsere Arbeit, bevor wir beraten und Entwicklungen in Systemen unterstützen wollen.

7 Parallele Workshops – jeweils Samstag 9:30 – 13:30 Uhr

Melden Sie sich für einen dieser Workshops an!

Renate Ritter
Renate Ritter

Workshop 1

Zu Stimmungsdynamiken in Zeiten der Vielfalt
Globales Zusammenrücken der Menschen mit all den unterschiedlichen Selbst- und Weltdeutungen: dies bedeutet Vielfalt und Weltoffenheit, bringt aber ebenso Angst vor dem Verlust...
Globales Zusammenrücken der Menschen mit all den unterschiedlichen Selbst- und Weltdeutungen: dies bedeutet Vielfalt und Weltoffenheit, bringt aber ebenso Angst vor dem Verlust der eigenen Gruppenidentität mit sich. So bildet es sich in gesellschaftlichen Diskursen ab. Menschen stehen in ihren Arbeits- und Lebenskontexten in gesellschaftlichen Umbauprozessen mit Ängsten vor dem Verlust der Zugehörigkeit. Dynamiken des Ausschließens und Verbergens beschädigen die Bindung der Beteiligten an die gemeinsame Aufgabe, wie auch reale oder phantasierte Bedrohungen. Stimmungen setzen uns in vielfältigen Resonanzen in Berührung mit kollektiven Prozessen, die so destruktiv wie stärkend, sentimental wie empörend sein können. So werden Fühlungen der Teilhabe geschaffen, die das Bedürfnis nach Zugehörigkeit und Zustimmung befriedigen. Didaktisches Mittel sind szenische Interventionen.
Katharina Witte
Katharina Witte

Workshop 2

Die kreative Kraft des Wortes „Ja“
Playbacktheater – sowohl ein Präsenztraining für Berater:innen als auch Methodenrepertoire in Supervisionsgruppen...
Playbacktheater ist Theater ohne geschriebene Dialoge und ohne vorherige Proben. In der Regel sind es spontan entstehende kurze Szenen zu persönlichen Erzählungen durch das Publikum. Warum Playbacktheater für Berater:innen? Die Fähigkeit des Improvisierens heißt vor allem Loslassen von Ideen und Vorstellungen, wie etwas abzulaufen hat, heißt JA sagen zum Augenblick, heißt mit Perspektiv- und Rollenwechsel umgehen zu können, sich selbst infrage zu stellen. Das alles sind Fähigkeiten, die in jeder Beratung gebraucht werden, sind die Grundlagen, um als Berater:in Präsenz zu zeigen. Der praxisorientierte Workshop verfolgt zwei Ziele: – Kennenlernen des Formates Playbacktheater durch Improvisationsübungen und einfache Spielformen, um sich auf der Bühne zu bewegen, Spaß am Spielen und Lust am Scheitern zu entdecken und JA zu sagen zu den Ideen und Impulsen der Mitspielenden. Und um zu erfahren, dass man nicht nur der Sprache, sondern ebenso dem Körperausdruck vertrauen kann. Es geht dabei um einfache Übungen, die keinerlei Vorkenntnisse erfordern. – Anschließend werden wir aufgrund der eigenen Spielerfahrungen untersuchen: Was unterscheidet den Einsatz von Spielformen des Playbacktheaters in der Supervision von psychodramatischem oder psychoanalytischem supervisorischem Vorgehen? Denn das Playbacktheater ist immer ein aktives Angebot der Supervisionsgruppe an die Protagonist:innen. Inwieweit beeinflusst/verändert das den gewohnten Supervisionsablauf und die Rolle der Supervisor:innen? Wir werden an Fallbeispielen erproben, ob und wieweit die im ersten Teil erprobten Spielformen die Supervision bereichern können.
Herta Daumenlang
Herta Daumenlang

Workshop 3

„Für ein Schiff, das seinen Hafen nicht kennt, weht kein Wind günstig!“ (Seneca)
Straftäter navigieren zwischen den Welten. Ihre Geschichten erzählen vom Dilemma, Teil einer Gesellschaft zu sein, deren Regeln ihnen fremd sind, ...
Straftäter navigieren zwischen den Welten. Ihre Geschichten erzählen vom Dilemma, Teil einer Gesellschaft zu sein, deren Regeln ihnen fremd sind, von der sie sich abgelehnt fühlen und von ihrer Sehnsucht dazuzugehören. „Sie verstehen nicht, in welcher Welt ich lebe.“ Ein Satz, wie er oft fällt in der Arbeit mit jugendlichen Straftätern. Beim Zuhören entsteht der Eindruck, dass außerhalb unseres geordneten Lebens Krieg herrscht, dass mitten unter uns nur das Gesetz des Stärkeren zählt, dass junge Menschen bereits um ihr Überleben kämpfen. Wie kann das sein? Für diese Jugendlichen gelten oftmals andere Regeln und Normen, sie unterscheiden sich in ihren Wertvorstellungen von der Gesellschaft, sie leben in einer Subkultur und dennoch sehnen sie sich nach einem Leben in „Normalität“, einem „bürgerlichen“ Leben. Ihrer Welt den Rücken zuzukehren und ein Teil unserer Gesellschaft zu werden, kann das gelingen? In dem Workshop wollen wir uns gezielt mit der Gruppe der jugendlichen Straftäter auseinandersetzen und uns dem Spannungsfeld zwischen Stigmatisierung und (Re-)Integration aus verschiedenen Blickwinkeln nähern. Mit Hilfe von szenisch-kreativen Methoden wollen wir einen Blick auf die Gesellschaft aus Sicht des Straftäters werfen und umgekehrt. Wir wollen uns mit der Entstehung und Aufrechterhaltung von abweichenden, nicht-gesellschaftskonformen Verhaltensweisen beschäftigen und nach Wegen suchen, die Zugehörigkeit in der Gesellschaft ermöglichen.
Henning Röper
Henning Röper

Workshop 4

Von Systemgrenzen, Umlaufbahnen und Beziehungskonstellationen
Eine szenisch / systemische Betrachtung von Beziehungskonstellationen in Familien und Teams und anderen Gruppierungen...
Eine szenisch / systemische Betrachtung von Beziehungskonstellationen in Familien und Teams und anderen Gruppierungen. Wie können Aufstellungen auf der Matrix von Umlaufbahnen, Beziehungsmustern und Systemgrenzen betrachtet und erlebt werden? In welchem Maße und an welchen Stellen unterscheidet sich das Psychodrama von der Systemischen Arbeit und wie lassen sich die Verfahren voneinander abgrenzen und wo profitieren sie voneinander? Nach einem kurzen Intro dieser unterschiedlichen und doch verwandten Ideen, werden wir versuchen diesen Fragen anhand eigener Aufstellungen und Themen zu folgen.
Alfred Hinz
Alfred Hinz

Workshop 5

Die Masken des Selbst – Verstellung und Stimmigkeit in Gesellschaft
Mit dem Begriff „Persona“ wurde die Maske, die die Schauspielenden im klassischen Theater trugen und mittels derer sie einen klaren Hinweis auf den Figurentypus gaben, bezeichnet. In der Tiefenpsychologie...
Mit dem Begriff „Persona“ wurde die Maske, die die Schauspielenden im klassischen Theater trugen und mittels derer sie einen klaren Hinweis auf den Figurentypus gaben, bezeichnet. In der Tiefenpsychologie wurde der Begriff der Persona u.a. von C.G. Jung geprägt, er bezeichnete damit denjenigen Teil des Ichs, der für ein normatives, sozialverträgliches Verhalten des Individuums gegenüber seiner Umwelt sorgt. Zu starke Anpassung des Ichs an die Verhaltenserwartungen der Gesellschaft führt zu einer konflikthaften Spannung im Selbst. Der Maskerade gegenüber steht die Stimmigkeit im Selbstverhältnis. Kongruent zu sich selbst, im Verhältnis zum anderen und zur Welt zu sein ist der Kontrast zum „So-als-ob Sein“ und konterkariert die Identitätsversprechungen und Selbstinszenierungsmöglichkeiten der modernen Gesellschaft. Mit Hilfe szenischer Arrangements wollen wir die Spur zum Selbst aufnehmen. Mit Symbolen, Masken, Puppen und anderen Objekten erforschen wir spielerisch, welche Rollen wir in unserem Leben spielen, welche sinnvoll oder dysfunktional (geworden) sind und was es braucht, hier und heute zufrieden Person sein zu können.
Jutta Heppekausen, Potsdam
Jutta Heppekausen, Potsdam

Workshop 6

Flucht, Krieg, Verfolgung und Vertreibung: Geschichte(n) in uns.
Eine szenische Forschungsreise...
Diese Themen sind aus scheinbar sicherer Ferne in der letzten Zeit deutlich im bundesdeutschen Alltag angekommen. Sie betreffen uns beruflich und persönlich, wir sind aktiv und passiv verwickelt. Welche unterschiedlichen Geschichten haben wir dabei im Gepäck? Gibt es kollektive Geschichten in diesem Land? Können wir so etwas wie gemeinsame soziale Traumata erkennen? Oder haben wir es in der aktuellen Zusammensetzung der deutschen Bevölkerung mit unterschiedlichen Kollektiven und Geschichte(n) zu tun? Wieviel ist uns davon bewusst? Und was könnten Gemeinsamkeiten und Unterschiede hier für die Beziehungsarbeit in beratenden und pädagogischen Settings bedeuten? In diesem Workshop werden wir im szenischen Spiel einen vorsichtigen Blick in transgenerationelle Messages werfen und im Wechsel von Spiel und Reflexion gemeinsam ihre Wirkungspotenziale, ihre Risiken und Chancen erforschen.
Klaus Obermeyer
Klaus Obermeyer

Workshop 7

„Voll daneben?“ Differenzverträglichkeit in Arbeitsbeziehungen: Liebesaffären zwischen Erwartungen und Enttäuschungen.
Was ist das für ein manchmal schwindelerregender Balanceakt: Einerseits unsere Sehnsucht nach Verbundenheit und Zugehörigkeit – andererseits...
Was ist das für ein manchmal schwindelerregender Balanceakt: Einerseits unsere Sehnsucht nach Verbundenheit und Zugehörigkeit – andererseits unser Wunsch, auch in unserer Originalität und Unverwechselbarkeit wahrgenommen zu werden. Wir möchten dazugehören – dann aber auch nicht all zu doll. Respektvolle Zusammenarbeit kann klappen – muss aber nicht. Die Regulierung von Erwartungen, Anerkennung und gelegentlich auch bitterer Enttäuschung ist komplikationsanfällig. In einer Arbeitswelt, die viele als Leistungsschauen des permanenten Vergleichs erleben, kann uns auch die Begegnung mit uns durchaus ähnlichen und nahestehenden Menschen zusetzen. Nicht nur das eindeutig „Fremde“ kann verunsichern. Die wechselseitige Befremdung wirkt auch in der unmittelbaren Nachbarschaft. Schneller als es uns lieb ist finden wir dann den Einen oder die Andere schon mal „voll daneben“ und der Distanzierungsdruck wächst. Sigmund Freud hat weiland vom „Narzissmus der kleinen Differenzen“ gesprochen. Ihm schienen Dynamiken der feindlichen Missgunst unter sonst gleichgestellten unvermeidlich. Er hielt sie für „eine bequeme und relativ harmlose Befriedigung der Aggressionsneigung.“ (Freud, S. (1930): Das Unbehagen in der Kultur. GW 14: 474) Hinsichtlich der Harmlosigkeit scharfer, wechselseitig entwertender Dynamiken des „kannibalischen Narzissmus“ (W. Schmidbauer) – z.B. unter ArbeitskollegInnen – kann man/frau sich heute nicht mehr so sicher sein. Der Workshop bietet ein Forum, um u.a. folgende Fragen zu beforschen: – Was spielt sich bei uns ab, wenn uns andere (KollegInnen, KlientInnen, MitbürgerInnen) auf die Nerven gehen? – Wie können wir unseren Selbstwert in Situationen des Vergleichs einigermaßen stabil halten und gelassen bleiben? – Wie schaffen wir die Gratwanderung zwischen respektvoller Toleranz einerseits, und dem Wissen andererseits, dass bestimmte Sachen einfach nicht gehen und unseren entschiedenen Einspruch erfordern. – „Vergleich ist Mord“ soll Fritz Perls zuspitzend gesagt haben. Gibt es eine Alternative? Neben einer theoretischen Untermalung dieser Fragen bietet der Workshop Gelegenheit zur Inszenierung mehr oder weniger schmerzlicher Vergleichsparaden in gesellschaftlichen und Arbeitskontexten.

Zielgruppe

Dieses Seminar richtet sich an:

  • alle Interessierten
  • Ärztliche und Psychologische Psychotherapeut:innen
  • Führungskräfte, Sozialmanager:innen
  • Heilpraktiker:in für Psychotherapie
  • Pädagog:innen, Sozialpädagog:innen, Sozialarbeit:innen, Erzieher:innen
  • Supervisor:innen, Coaches, Trainer:innen

Voraussetzung

keine

Anrechenbarkeit

Ort

Die Veranstaltung findet in Hamburg statt.

ISI – Institut für Soziale Interaktion (Gemeindezentrum der Christuskirche und Landesinstitut für Lehrerbildung)
Bei der Christuskirche 4 (Eingang zwischen Kirche und Gemeindezentrum)
20259 Hamburg

Vorbereitungskreis

Karin Heming, Hamburg; Paul Gerhard Grapentin, HamburgAntje Dannath, WedelAlfred Hinz, Hamburg; Wiebke König, Hamburg; Christa Meyer-Gerlach, Hamburg; Janine Rathmann, Hamburg.

Änderungen vorbehalten

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