Beschreibung
Aufruhr und Beruhigung – Affektregulation im soziodynamischen Kontext
Konzeption und Durchführung (u.a.):
Save the Date ISI-Kongress 2020: 05.-06.06.2020
Nach Abschluss des Kongresses 2019 können wir Ihnen nun folgende Materialien zur Verfügung stellen:
ISI-Kongress 2019
Download: Kongress 2019, Grapentin, Eröffnung
Download: Kongress 2019, Hutter, Christoph Hauptvortrag
Download: Kongress 2019, Hutter Vortrag PPP Teil 1
Download: Kongress 2019, Hutter Vortrag PPP Teil 2
Download: Kongress 2019, WS 1.1 Hutter Resonanz
Download: Kongress 2019, WS 1.3 Otto, Dietmar, PPP Neue Autorität
Download: Kongress 2019, WS 1.3 Otto, Dietmar, Arbeitsblatt Technik der 4 Körbe
Download: Kongress 2019, WS 1.3 Otto, Dietmar, Arbeitsblatt 4 Körbe-Technik
Download: Kongress 2019, WS 1.3 Otto, Dietmar, Arbeitsblatt Leitfragen
Download: Kongress 2019, WS 1.3 Otto, Dietmar, Artikel Präsent in Führung sein
Download: Kongress 2019, WS 1.3 Otto, Dietmar, Artikel Ich muss nicht gewinnen
Download: Kongress 2019, WS 1.4 Obermeyer, Klaus, Blockierte Trauer
Download: Kongress 2019, WS 1.6 Schoett_Dannath Höllenschlund Handout
Download: Kongress 2019, WS 1.6 Schoett_Dannath Höllenschlund Dokumentation
Download: Kongress 2019, WS 1.7 Ropers, Inge-Marlen, Emotionen
Download: Kongress 2019, Evaluation Formular
Fotoimpressionen:
2019 Kongress
Einführung:
Aufruhr und Beruhigung – Affektregulation im soziodynamischen Kontext
Ausgangspunkt für das Thema dieses Kongresses ist die aktuelle Situation, wie sie bspw. in der internationalen Debatte über die geistige Situation unserer Zeit (Die große Regression, Geiselberger (Hg.)) aufscheint. Stichworte sind u.a. Demokratiemüdigkeit, reaktionärer Populismus, Wutbürger, Mehrheitsdiktatur, Ökonomismus und die Fragen, die sich daraus ergeben.
Daraus könnte schnell eine Notwendigkeit abgeleitet werden, sich zu beruhigen. Diese Sichtweise muss dringend ergänzt werden mit dem Verstehen unserer Angst- und Depressionskultur (Schmidtbauer) und dem Aufruhr, der ihr zu Grunde liegt.
Und so öffnet sich ein Korridor, der sich mit der Regulation unserer Gefühle beschäftigt vor allem im Kontext soziodynamischer Erfahrungen, die das wichtigste Anwendungsfeld szenisch-kreativer Arbeitsweisen sind.
Emotionale Kompetenz muss sowohl die Selbstregulation in beängstigenden Zusammenhängen in den Blick nehmen, als auch die Beunruhigung in Beziehungsverhältnissen. Wie geht Selbstregulation unserer Emotionen in Zeiten des Umbruchs und der gleichzeitigen Stabilität? Was geschieht, wenn traditionelle Formen der Vergewisserung nicht mehr greifen und sozialer Zusammenhalt doch umso wichtiger erscheint? Wie können wir mit unseren Mitteln die durch soziodynamische Verhältnisse entstandenen Aufregungen bearbeiten? Mehr noch: wie können wir Beziehungsformen kreieren, die zur inneren und äußeren tragfähigen Beruhigung beitragen? Wie können dabei Sinnhorizonte erlebt werden ohne die Fremdheit in der Begegnung zu vermeiden? Können soziometrische Arbeitsformen zur Vergewisserung und Beheimatung beitragen? Und welche Konsequenzen ergeben sich für uns als professionelle Beziehungsarbeiter daraus? Wie können wir unsere eigenen Gefühlslagen in unserer Arbeit steuern und nutzen? Welche Konzepte und Theorien helfen hier weiter?
Als Hauptreferent, der diese komplexen Sichtweisen kompetent zusammenhält und gekonnt zuspitzt hat Dr. Christoph Hutter seine Mitarbeit zugesagt.
Es werden 14 Workshops von hochqualifizierten Kolleginnen und Kollegen angeboten, die einen Bogen spannen in unterschiedliche Felder, wie Schule, Betrieb, Gesundheitswesen und Gesellschaft. Die Arbeitsformen in denen mit szenisch-kreativen Methoden gearbeitet wird, spannen sich von der Weiterbildung zu Supervision, Coaching, Organisationsberatung, psychosozialer Beratung bis zur Psychotherapie.
Es ist unsere Hoffnung, dass dieser Kongress zu einer Erfahrung wird, die in Frage stellt, Anregungen und Vernetzung entstehen lässt und Sie mitnimmt in einen Dialog, der zu Positionierungen einlädt. Dieser Kongress versteht sich als Forum für aktuelle Dialoge und für szenisch-kreative Verarbeitung.
Ich freue mich, Sie im Mai 2019 bei uns in Hamburg begrüßen zu dürfen.
Ihr
Paul Gerhard Grapentin
mehr…
Für die
Anmeldung nutzen Sie bitte das
Online-Anmeldeformular am Ende dieser Seite. Vielen Dank.
Programm im Überblick
Freitag, 24. Mai 2019
15:00 Uhr | Anreise und Anmeldung im Tagungsbüro |
16:00 Uhr | Begrüßung
|
16:10 Uhr | Grußwort der DGSv (Deutsche Gesellschaft für Supervision und Coaching e.V.)
Kati Bond (Vorstand)
|
|
16:15 Uhr | Grußwort des DFP (Deutscher Fachverband für Psychodrama e.V.)
Anette Bruhn (Vorstand)
|
16:20 Uhr | Einstimmung zum Thema
|
17:00 Uhr | Hauptvortrag: „Beruhigt euch!“
Empörung und Apathie als Herausforderung für professionelle Beziehungsarbeit
mehr… Wir leben in aufgescheuchten Zeiten. Menschen, die vor zwanzig Jahren geschworen hätten, dass dies nie passieren würde, gehen heute auf die Straße. Gesellschaftliche Kräfte treten auf, denen an Lautstärke und Mobilisierung mehr gelegen ist, als an echtem Austausch. Aber auch in sich selbst fühlen sich Menschen, die wir in Beratung, Supervision und Therapie sehen, aufgewühlt und unausgeglichen. Schließlich sind es gesellschaftliche Erwartungen die sich verändert haben. War früher einmal „Ruhe die erste Bürgerpflicht“ so fordern heute Stimmen von links und rechts, man solle sich ja nichts gefallen lassen. „Empört Euch!“ übertitelt Stéphane Hessel 2010 ein Manifest, das innerhalb von fünf Monaten über eine Million Mal verkauft wird.
Aber auch das gegenteilige Verhalten ist deutlich sichtbar. Menschen wird der ganze Rummel zu viel und sie ziehen sich radikal zurück. Sie werden apathisch, apolitisch, verstummen.
Als Fachleute, die wir professionell mit Arbeits- und Lebenssituationen umgehen, müssen wir uns mit dieser aufgewühlten Stimmung auseinandersetzen. Was treibt so viele Menschen dermaßen auf die Palme? Und was können wir dazu beitragen, dass sie sich wieder beruhigen statt sich in ihre Gefühle immer weiter hineinzusteigern oder in die Apathie flüchten?
Ein zweifacher Blick wird uns durch den Vortrag begleiten.
1. Aus der Bindungsforschung wissen wir sehr gut, was Kinder beruhigt und wie leicht es ist, sie zu verunsichern. Aus diesen Forschungsbefunden gilt es zu lernen.
2. Außerdem wollen wir verstehen, was sich davon auf die heute Lage in der Gesellschaft und in unseren Arbeitsfeldern übertragen lässt. Wie ist all der Aufruhr zu deuten? Und was können wir dazu beitragen, damit sich Menschen so weit beruhigen, dass sie wieder handlungsfähig und kreativ werden?
|
| Szenische Verarbeitung im Plenum: Lingener Theaterpädagogen
|
19:30 Uhr | Buffet und Ausklang des Tages
|
Samstag, 25. Mai 2019
09:30 Uhr | Workshop 1 – 7 zum Thema (siehe unten) |
12:30 Uhr | Mittagspause mit Imbiss |
14:00 Uhr | Workshop 8 – 14 zum Thema (siehe unten) |
17:15 Uhr | Schlussakkord
|
18:00 Uhr | Ende |
parallele Workshops Samstagvormittag 9:30 – 12:30 Uhr (1.1 – 1.7)
- Workshop 1.1LI 204. Belegt | Bitte wählen Sie einen anderen Workshop.
Die (unerfüllte) Sehnsucht des modernen Menschen nach Resonanz
mehr…
Die Forschungen von Hartmut Rosa zu den Themen Beschleunigung und Resonanz ragen aus der aktuellen sozialwissenschaftlichen Diskussion heraus. Seit Jahren hat endlich wieder einmal ein Forscher einen großen Wurf gewagt. Warum haben so viele Menschen heute ein unbehagliches Gefühl? Was ängstigt die Menschen? Was lässt sie pessimistisch, aber auch zornig in die Zukunft schauen? Was treibt sie auf die Straße? Kurz: Was entfremdet die Menschen? Rosa sagt, es sei eine Welt, die so schnell und unüberschaubar geworden ist, dass wir dazu kaum mehr echten Kontakt bekommen.
Hartmut Rosa bleibt aber nicht bei der Problemanalyse stehen sondern er beginnt eine Theorie über das nicht-entfremdete, glückliche Leben zu entwickeln. Was brauchen Menschen – Ratsuchende, KlientInnen, SupervisandInnen aber auch wir PsychodramatikerInnen – um unserer Arbeit und unserem Alltag zufrieden nachgehen zu können? Rosa glaubt, dass es vor allem Resonanz ist, das Gefühl, dass der Funke überspringt, zu Menschen, zu dem was wir tun und zur Welt.
In kleinen Bildern gespielter Theorie nähern wir uns den Analysen Hartmut Rosas. Sie haben größte Relevanz für unser Leben und für unsere Professionalität.
Herzlich Willkommen.
- Workshop 1.2Seminarraum 3
Schneller – Besser – Weiter – Mehr. Begegnungs- und Beziehungsgestaltung in unserer schnelllebigen Zeit
mehr…
Wir lernen in einem Jahr so viele Menschen kennen wie unsere Großeltern in ihrem gesamten Leben. Die Schnelllebigkeit einer/eines Jeden nimmt zu. Auch in unserer Arbeitswelt steigt das Tempo, die Anforderungen verdichten sich, Fragen sollen schnell beantwortet und Probleme schnell gelöst werden.
Wie können Begegnungen, die mehr sind als das bloße Abarbeiten von kognitiven Anforderungen, entstehen? Wie können wir (selbst-)wirksame Beziehungen gestalten zu KollegInnen, KundInnen, KlientInnen und unseren weiteren sozialen Kontakten?
In unserem Workshop wollen wir mit den Teilnehmenden nach Antworten in Morenos Theorie der Soziometrie suchen: wie können wir die Beziehungsstruktur einer Szene verstehen und neue, bzw, erweiterte Blickrichtungen finden?
- Workshop 1.3LI 211
„Neue Autorität“ als Haltungs- und Handlungsrahmen in pädagogischer Beratung und Supervision
mehr…
Elterliche und professionelle Präsenz, gewaltloser Widerstand, wachsame Sorge und Ankerfunktion sind Schlüsselbegriffe des pädagogischen Konzepts der „Neuen Autorität“ (nach H. Omer), das mittlerweile auch im Rahmen von Schule und Lehrerbildung erfolgreich Anwendung findet. Hier hat sich das Konzept auch als Rahmen für eine professionelle Reflexionspraxis in kollegialer Beratung und pädagogischer (Team-)Supervision bewährt. Ziel des Workshops ist es, einen Überblick über zentrale Haltungs- und Handlungsaspekte dieses Ansatzes zu geben – das sind u.a. Selbstregulation im Handeln, die vielseitigen Aspekte der professionellen Präsenz, Verbindlichkeit in der Beziehungsgestaltung, Klarheit und Entschiedenheit in der eigenen Wertehaltung sowie Beharrlichkeit, Transparenz und Würde im pädagogischen/beraterischen Vorgehen – und sie für die Beratungspraxis in pädagogischen Arbeitsfeldern nutzbar zu machen. Mit dem Modell der sieben Haltungs- und Handlungsfelder der Neuen Autorität, der 4-Körbe-Methode und der Beratungsstruktur der Kollegialen Unterstützer-Konferenz bekommen Sie wirkungsvolle Interventionen an die Hand, die Ihnen kreative Anregungen in pädagogischen Beratungsprozessen ermöglichen und die geeignet sind, die eigene Präsenz in der Beratung zu stärken.
- Workshop 1.4LI 202. Belegt | Bitte wählen Sie einen anderen Workshop.
Blockierte Trauer in Organisationen
mehr…
Die Auseinandersetzung mit Grenzen des Möglichen ist integraler Bestandteil unseres Arbeitsalltags in Organisationen. Der Abschied von enttäuschten Erwartungen, die wir an Organisationen, deren Leitungspersonen und unser professionelles Selbstverständnis in uns tragen, erfordert Trauerarbeit. Gelingt diese nicht, oder nur verzögert, kann es zu schmerzlichen Verwicklungen kommen, die einen hohen emotionalen Preis kosten und die Lernfähigkeit der Organisation blockieren.
Tatsächlich erlebe ich einen großen Teil meiner Arbeit in Supervision und Coaching im Sinne einer Trauerbegleitung. Dabei geht es sowohl um den Umgang mit akuten Verlusten in Organisationen, als auch um deren langfristige Bewältigung: Den schmerzlichen Kummer im unmittelbaren zeitlichen Anschluss an den Verlust einerseits, und den längerfristigen Prozess der Verarbeitung der mit dem Verlust verbundenen Spaltungs-, Schuld-, und Kompensationsdynamiken andererseits. Qualitäten des Klagsamen, der Erschöpfung, polarisierte Spaltungs- und Außenseiterdynamiken stehen nicht selten in engem Bezug zu komplizierten Trauerprozessen in Organisationen, sind auf den ersten Blick vielleicht nicht als solche zu erkennen und in der Regel nicht direkt thematisierbar. Aufruhr und/oder Apathie stellen sich oft spontan her. Eine die Arbeitsfähigkeit stabilisierende Beruhigung, ist oft nur zu einem gewissen Preis zu haben.
Im Workshop sollen die Auswirkungen blockierter und verzögerter Trauer in Organisationen beforscht und in der Inszenierung einer Fallvignette erfahrbar gemacht werden. Auch soll der Frage nachgegangen werden, wie wir organisationale Trauer als SupervisorInnen und Coachs gedeihlich handhaben können. Dabei wird uns auch die Frage beschäftigen, von welchen Idealen sich der/die SupervisorIn möglicherweise selbst trauernd verabschieden muss, um nicht in allzu große Verwicklung zu geraten. Last not least können wir schauen, ob die Bewältigung von Trauer ggf. auch Freude bereiten kann.
- Workshop 1.5Bitte wählen Sie einen anderen Workshop.
Auf zur neuen Freiheit
mehr…
Irgendwann in den 60igern verändert sich die Lebenslandschaft. Von „mit 66 Jahren, da fängt das Leben an“ über „Seniorenpartnerschaft im Betrieb“ bis zu “mit Grazie Verlorenes loslassen“ reichen die Hinweise.
Wie immer in Zeiten großer Veränderungen entsteht Angst und Unsicherheit, innerer Aufruhr ist die Folge. Nötige Entscheidungen brauchen Wissen über die Gesetzmäßigkeiten der psychischen Entwicklung zwischen 60 und 80 (D. G. Cohan, A. Kruse, Baltes) und Kenntnisse über Entfaltungs- und Erhaltungsmöglichkeiten physischer und psychischer Kraft (Illmaringen, Lauterbach).
Dies führt zu einer ersten Beruhigung und macht im besten Fall Lust auf nächste Schritte. Je vertrauter der neue Weg wird, umso gelassener lässt sich die neue Freiheit des Alterns erschließen.
Der Workshop erweitert das Wissen über diesen Lebensabschnitt und seine typischen Stressoren an Hand der Konzepte der o.g. Altersforscher und spürt so realistischen Zukunftsvisionen nach.
- Workshop 1.6ISI
„Hüte dich vor dem Höllenschlund!“ Aufruhr und Beruhigung in Schule und Hochschule
mehr…
In diesem Workshop widmen wir uns Aufruhrsituationen in didaktischen und pädagogischen Prozessen in Schule, Hochschule oder auch anderen Bildungseinrichtungen. Zunächst tragen wir Situationen zusammen, die wir als Lehrende selbst erlebt haben. Ihnen begegnen wir anschließend mit Blick auf Ronja Räubertochter, eine Figur von Astrid Lindgren.
Der Räuberhauptmann Mattis warnt seine Tochter Ronja: „Hüte dich vor dem Höllenschlund!“ Dieser Abgrund teilt, infolge eines Gewitters, die Räuberburg in zwei Hälften. Ronja übt, sich zu hüten: Sie geht auf den Abgrund zu, in Bewegung und in Beziehung. Im Laufe der Geschichte beruhigt sie sich selbst und beruhigt sich der Streit zwischen Mattisräubern und Borkaräubern.
Wir erkunden diese Geschichte szenisch-kreativ. So erspielen wir uns Impulse, Aufruhr, wie wir ihn in Bildungseinrichtungen erfahren, zu beruhigen.
- Workshop 1.7LI 203. Belegt | Bitte wählen Sie einen anderen Workshop.
Emotionen ergründen, klären und als Ressourcen nutzen
mehr…
Psychodramatischer Einsatz von „Ich-Grenzen-Bildern und ihren Schlüsselszenarien“ (J. Glasenapp) in Supervision/Coaching und Beratung zur Unterstützung Einzelner, Gruppen und Teams im Umgang mit Emotionen
Jede unserer Begegnungen ist begleitet von Emotionen. Von freudigen, traurigen, angstmachenden, wütenden, überraschenden und manchmal auch ekelerregenden. In Situationen des Arbeitslebens und auch des Ehrenamtes gilt es oftmals, diese wahren Emotionen eher nicht zu zeigen und im Griff zu haben, z.B. Kunden und Betreuten gegenüber stets freundlich zu reagieren, in Notfallsituationen einen kühlen Kopf zu bewahren, bei betrieblichen Veränderungen aufgeschlossen zu reagieren, Kolleg*innen gegenüber tolerant zu sein und in Konflikten sachlich zu bleiben. Das gelingt oft nur äußerlich und im Inneren herrschen wilde emotionale Turbulenzen, die manchmal anhalten und den Einzelnen und schließlich ganze Teams und Gruppen ver- und gar zerstören.
In Supervision/Coaching oder Beratung haben wir vor und nach solchen belastenden Situationen und Ereignissen die Aufgabe einer Hebamme, eines Geburtshelfers bei der Beförderung der wahren Emotionen nach oben und außen und deren konkreten Benennung. Dorthin, wo diese angeschaut und im Team, in der Gruppe oder für den Einzelnen selbst klarer, versteh- und handhabbarer werdenwo erst ihre Identifizierung geeignete Interventionen deutlich und (Lösungs-)Wege begehbar werden lassen.
Jan Glasenapp, Psychologe und Psychotherapeut, hat im Rahmen seiner Manuale zum Umgang mit Emotionen verblüffend einfache und zugleich ausdrucksstarke graphische Bilder der Grundemotionen und ihrer Schlüsselszenarien entworfen. Ausgehend von einer notwendigen und schützenswerten Ich-Grenze unserer Grundbedürfnisse verdeutlicht er mit diesen den Sinn der verschiedenen Emotionen.
Im Workshop werden Möglichkeiten entwickelt und erprobt werden, diese Bilder auf erweiterte Weise szenisch-kreativ einzusetzen und erlebbar zu machen und somit ein zusätzliches psychodramatisches Handlungswerkzeug für den eigenen Methodenkoffer zu erwerben und Supervisanden/Coachees und Klienten anbieten zu können.
parallele Workshops Samstagnachmittag 14:00 – 17:00 Uhr (2.8 – 2.14)
Workshop 2.8LI 204. Belegt | Bitte wählen Sie einen anderen Workshop.
Innere Beheimatung: zur Spannung von Zugehörigkeit und Abgrenzung
mehr…
Globales Zusammenrücken der Menschen mit unterschiedlichen Selbst- und Weltdeutungen: dies bedeutet Vielfalt und Weltoffenheit, bringt aber ebenso Angst vor dem Verlust der eigenen Gruppenidentität mit sich. So bildet es sich in gesellschaftlichen Diskursen ab.
Stimmungsdynamiken bringen uns in Resonanz mit kollektiven Prozessen, die sowohl destruktiv wie auch stärkend sein können. Das Schüren von Stimmungen mißbraucht die Bedürfnisse nach Zugehörigkeit.
Was läßt Menschen sich zugehörig und beheimatet fühlen im Kontext, der sich weltweit öffnet: der gemeinsame Habitus, die geteilten Alltagspraktiken, geteilte Geschichte wie auch geteiltes regionales SchicksalKontexte der Anerkennung.
Sich der existentiellen Bedingungen seelischer Beheimatung zu vergewärtigen, hilft, den globalen Herausforderungen ebenso wie den inneren Lagen unserer SupervisandInnen zu begegnen.
Workshop 2.9LI 211
Hätte Tarzan meditiert? Über männliche Affektregulation und seelischen Halt bei Männern.
mehr…
Zwei psychische Bewegungen der Selbstregulation von Affekten sind Externalisierung und Internalisierung. Während die Internalisierung von Konflikten in der Regel dazu führt, dass sich aggressive Spannung gegen das Selbst richtet, drückt sich die Konfliktspannung in der Externalisierung als Übertreibung, Selbsterregung und Aufruhr aus. In diese externalisierende Bewegung gehen, wie sich empirisch zeigt, Männer mehr als Frauen.
Bei der Entstehung affektiver Spannungsdynamiken spielen neben biografischen auch gesellschaftliche Umstände eine bedeutsame Rolle. So scheinen in der postmodernen Leistungsgesellschaft die Menschen zwar freier und weniger unterworfen zu sein. Doch tritt, wie Byung-Chul HAN (2011) schreibt, an die Stelle des Fremdzwanges ein Selbstzwang: „Das Leistungssubjekt beutet sich selbst aus, bis es ganz ausbrennt.“ Gleichzeitig erleben wir in öffentlichen Räumen zunehmend Auf- und Erregungsdebatten, die den Fremden, den Anderen, den Gegner vorführen, ausgrenzen, eliminieren. Rücksichtnahme, Respekt und Achtsamkeit im Mit- und Gegeneinander scheinen abzunehmen. Auch hierbei lohnt sich ein männlichkeitssensibler Blick.
Was wäre aber die „notwendige Medizin“ gegen selbst- und fremddestruktive Dynamiken, insbesondere gegen den Externalisierungsdrang, der sich in den postmodernen gesellschaftlichen Dynamiken zuspitzt und insbesondere auf vielen Männern lastet? Selbst-Besinnung und kontemplative Innenschau, Achtsamkeit mit sich und dem anderen, Wertschätzung und Respekt als Haltung des Selbst können Wege aus der Krise des Leistungssubjektes und seinen Internalisierungs- resp. Externalisierungsdynamiken sein.
In dem Workshop möchten wir dieses soziodynamische Spannungsfeld aus männlichkeits-bezogener Sicht erkunden und Formen der Selbstberuhigung ausleuchten. Anhand ausgewählter Texte steigen wir hypothesenartig in das Thema ein. Mit Hilfe der Erfahrungen der Teilnehmenden aus ihren beruflichen und biografischen Feldern wollen wir individuelle und kollektive Formen der „Er- und Aufregung“ identifizieren und Möglichkeiten der Besinnung und Selbstberuhigung szenisch erarbeiten. Das Bewusstmachen eigener Ressourcen und Quellen von seelischem Halt schafft Alternativen zum Externalisierungsdrang bzw. zum Burnout.
Literatur:
FRANZ, Matthias & KARGER, André (Hg.): Neue Männer – muss das sein? Risiken und Perspektiven der heutigen Männerrolle. Göttingen 2011.
FRANZ, Matthias & KARGER, André (Hg.): Angstbeißer, Trauerkloß, Zappelphilipp? Seelische Gesundheit bei Männern und Jungen. Göttingen 2015.
HAN, Bjung-Chul: Topologie der Gewalt. Berlin 2011.
HAN, Bjung-Chul: Müdigkeitsgesellschaft – Burnoutgesellschaft – Hoch-Zeit. Berlin 2016.
HUTTER, Christoph: Männer. Rollen und gute Orte. Münster/Berlin 2017.
Workshop 2.10ISI
Inklusion – (k)ein Problem für mich!
mehr…
Der Umgang mit tabuisierten Gefühlen und Wünschen nach Abgrenzung
Ethnie, Religion, sexuelle Orientierung, mentale, physische oder psychische Beeinträchtigungen… – Inklusion meint die vollständige Anerkennung und gesellschaftliche Teilhabe als Grundrecht aller Menschen.
Ja, absolut!
Und trotzdem gibt es die Momente, in denen etwas in uns in Aufruhr gerät. Verinnerlichte Haltungen erzeugen Widerstände, Ablehnung oder Ängste. Die eigenen moralischen Ansprüche sowie gesellschaftliche Normen oder politischer Druck können dazu führen, dass wir diese Gefühle negieren, Differenzen verleugnen und Grenzen nicht akzeptieren. Verhindert aber möglicherweise gerade die Tabuisierung von exklusiven Gedanken die Entwicklung eines inklusiven Miteinanders?
In diesem Workshop wollen wir uns gemeinsam der Aufruhr stellen, die „Anders-Sein“ in uns auslösen kann und uns auf den Weg zu einem vorurteilsbewussten, wertschätzenden Umgang mit uns und anderen machen.
Workshop 2.11LI 218
Werte und Glaubenssätze sind Geschwister. Über Risiken und Nebenwirkungen
mehr…
Menschen erleben und beklagen Werteverluste – meist in Aufruhr, selten beruhigt.
Tatsächlich haben in der Menschheitsgeschichte noch niemals so viele Wertesysteme nebeneinander her existiert und wurden von Menschen, Gruppen und Organisationen gelebt, wie in den letzten Jahren. Manche Anhänger dieser Wertesysteme können sich gut zusammenschließen und ergänzen sich, manche führen erbitterte Kämpfe und sprechen sich gegenseitig die Existenzberechtigung ab.
Im Workshop werden wir uns entlang der Forschungen von Graves/ Beck/ Cowan/ Krumm damit beschäftigen, woran wir bei Personen, Teams, Organisationen und Marktsituationen erkennen, welche Wertesysteme hier gelebt, gebraucht und geglaubt werden.
Der nächste Schritt wird der Blick darauf sein, was diese Systeme eher ängstigt und in Aufruhr versetzt – was sie eher stabilisiert und beruhigt.
Auch uns Beratenden selbst sind unsere Wertesysteme wichtig, einiges ist uns möglich, einiges erleichtert, manches erschwert und einiges erscheint nicht machbar – was rührt uns auf und was beruhigt uns?
Workshop 2.12LI 203
„Who shall survive“ – die Welt soziodramatisch auf die Bühne bringen
mehr…
„Who shall survive“ lautet der Titel von Morenos Hauptwerk zur Soziometrie. Soziometrie ist für ihn nicht nur Modell zur Analyse gesellschaftlicher Verhältnisse, sondern: “Das Ziel der Soziometrie ist es, am Aufbau einer Welt mitzuwirken, in der jedes Individuum, unabhängig von seiner Intelligenz, seiner Rasse, seinem Glaubensbekenntnis, seiner Religion, oder ideologischen Zugehörigkeit, die gleiche Möglichkeit bekommt zu überleben und seine Spontaneität und Kreativität in ihr anzuwenden. Dieses Ziel ist durch revolutionäre Handlungen zu verfolgen.“
Moreno verstand sich vorrangig als Soziater, der zur Gestaltung einer friedlicheren und gerechteren Welt beiträgt: „Ein wirklich therapeutisches Verfahren darf nichts weniger zum Objekt haben als die gesamte Menschheit“.
An dieser Vision und seiner humanistischen Haltung möchten wir anknüpfen und uns in unserem workshop mit dem Thema Aufruhr und Beruhigung auf der gesellschaftspolitischen Ebene beschäftigen.
Die Frage des Überlebens der Menschheit ist aktueller denn je. Wir leben in einer Abstiegsgesellschaft, die Verminderung des Realeinkommens, Arbeitsplatzunsicherheit und Zukunftsängste beinhaltet.
Diese gesellschaftlichen Verhältnisse und die Perspektive einer drohenden ökologischen Katastrophe haben Einfluss auf unsere beraterische oder therapeutische Arbeit.
Mittels einer soziodramatischen Inszenierung eines konkreten Konfliktthemas möchten wir u.a. der Frage nachgehen, ob Aufruhr und Empörung helfen, wo aber auch ihre Grenzen liegen und wo Beruhigung angezeigt und eher die Aufgabe unserer Beziehungsarbeit ist.
Der workshop benötigt mindestens 15 Teilnehmende für eine soziodramatische Inszenierung.
Wir freuen uns auf das Abenteuer eines soziodramatischen Spiels.
Workshop 2.13LI 202
„Das Theater der Unterdrückten“ – Politisches Theater nach Augusto Boal
mehr…
„Das Theater der Unterdrückten“ verweist bereits im Titel auf Ungerechtigkeitsverhältnisse in Gesellschaften. Im Workshop wollen wir der Frage nachgehen, welche Unterdrückungsmechanismen in unserer Gesellschaft wirksam werden.
Der brasilianische Regisseur Augusto Boal entwickelte seinen Ansatz des „Theaters der Unterdrückten“ unter der Militärdiktatur in den 70er Jahren in Brasilien. Seine Bezugsgrößen bildeten dabei die „Pädagogik der Unterdrückten“ von Paulo Freire sowie die psychodramatischen Ansätze Jakob L. Moreno’s. Boal kombinierte ästhetisches und politisches Handeln auf der Bühne so, dass gesellschaftliche Unterdrückung erfahrbar wird und Möglichkeiten zur Veränderung aufscheinen. Das grundsätzliche Theaterverständnis Boals sowie einige seiner Methoden werden im Rahmen des Workshops vorgestellt und exemplarisch reflektiert. Boals Theater hat das Ziel, auf der Bühne wie im Alltag autoritär-monologische Strukturen durch Dialog und Interaktion zu ersetzen. Diesen Weg wollen wir im Workshop eine kleine Strecke gemeinsam gehen.
„Das Ziel des Theaters der Unterdrückten ist nicht Ruhe und Ausgeglichenheit, sondern ein Ungleichgewicht, das den Weg für eine Handlung vorbereitet.“
(Augusto Boal)
Workshop 2.14Seminarraum 3
Psychodrama ist Neurodrama – Wie psychodramatische Arbeitsweisen die Synapsenbildung zwecks Affektregulation anregen
mehr…
An den Erkenntnissen der modernen Hirnforschung kommt heute kaum noch jemand vorbei, und wir KollegInnen von der lehrenden und beratenden Zunft schon gar nicht. Aber welchen Nutzen haben wir PsychodramatikerInnen von diesen Erkenntnissen der modernen Neurobiologie und ihren diversen Zweigen wie den sozialen Neurowissenschaften, der Emotions- oder der Bewußtseinsforschung?
Taucht man als PsychodramatikerIn intensiver in die Erkenntnisse dieser Forschungfelder ein, so erscheint vieles aus der psychodramatischen Vorgehensweise und Terminologie in neuem Licht. Begriffe wie »Begegnung«, »Rolle«, oder »Tele« finden über Morenos expressionistisch und phänomenologisch geprägtes Denken hinaus eine naturwissenschaftliche Fundierung. Zugleich klärt sich, worauf es im Umgang psychodramatischer Standardtechniken wie Rollenübernahme, Rollentausch, kognitivem und interaktionellem Interview, Spiegeln, dem »hohen Stuhl« etc. ankommt, damit sie gut wirksam werden und zur Umgestaltung und Neubildung von Synapsen anregen. Was ja die neurobiologische Grundlage von Lernen und Erkenntnis ist …
Zudem zeigt sich, dass »Affektregulation«, das Thema der Tagung, genau das ist, worum es für uns alle lebenslang geht, und worauf wir bei jeder Form von beraterischer und therapeutischer Arbeit hinarbeiten.