Hauptvortrag von Renate Ritter: Spaltungsprozesse in Gruppen und Organisationen
beim ISI-Kongress 2021
Die gesellschaftliche Entwicklung mit einer globalen Öffnung und Entgrenzung verändert das Welt- und Selbstverständnis. Nicht alle Kreise können sich darin einfinden, stammen aus unterschiedlichen sozialen und geschichtlichen Narrativen, stehen in unterschiedlichen Sinn- und Weltdeutungen; dies bringt durchaus Befremdung im Hergebrachten, der Beheimatung mit sich.
Wenn die Affekte von Menschen in Organisationen und Werthaltungen nicht gebunden werden, keinen Resonanzraum erhalten, entstehen Affektlagen, die nicht mehr im Diskurs stehen. Das führt zu Konflikten um Anerkennung und Einfluß in der Durchsetzung von Lebensstilen. Häufig wird dies verbunden mit einem Anspruch auf Deutungshoheit. Es kommt zu wechselseitig entwertenden Zuschreibungen, Verpönung und Häme anderen gegenüber, zu Polarisierung und dann Spaltung.
Dynamiken des Ausschließens schädigen die Bindung an die gemeinsame Aufgabe. Vorgänge in Organisationen und gesellschaftlichen Gruppen, denen wir beraterisch und supervisorisch begegnen: wie entsteht ein Raum der Mitte, in dem die verschiedenen Kräfte und Emotionen reguliert werden können?